Sonntag, 6. Dezember 2015

Lieber Mr. Nikolaus, warum schleichst du dich eigentlich jedes Jahr in unser Haus?


Lieber guter Weihnachtsmann, warum tust du uns das an?

Das "Warum" ist aber eigentlich auch egal, denn die Hauptsache ist ja, der Weihnachtsbaum steht wie jedes Jahr pünktlich voll bepackt mit sinnvollen oder nutzlosen Geschenken am Heiligabend im Wohnzimmer da.

Tut er es nicht, ja dann gibt es Krach.

Ist dafür denn nicht Weihnachten gedacht?

Oder was war da noch mal gewesen an diesem schönen, großen Fest?

Auch dein Bruder oder Onkel, dieser Mr. Nikolaus, oder wer auch immer er denn sein mag, aber mögliche, familiäre Verbindungen, die spielen eigentlich keine große Rolle, schleicht sich pünktlich nachts am 6.12. in die Häuser und versteckt die Geschenke in ein paar müffelnde Stiefel.

Es muss denn aber schon eine Xbox sein oder für die Damen eine schöne, blinkende Kette. Wie du die Box in einen Kinderschuh bekommst, das ist dann eben dein Problem.

Die Zeiten ändern sich, mein lieber Freund. Auch der Osterhase hatte es mal einfacher. Der hoppelt heute auch nicht mehr nur mit lausigen Ostereiern rum. Vielleicht trefft ihr euch mal in der Sommerpause zwischen Nordpol und seinem Hasenbau und setzt euch an den runden Tisch. Vielleicht werden ein paar Tränen fließen. Lass es raus, ich kann es verstehen!

Wo kommst du jetzt nun eigentlich her, lieber Mr. Nikolaus?

Ich muss jetzt leider hier an dieser Stelle ein paar Kinderträume zerstören.

Nein, vom Nordpol kommst du nicht! Da wohnt eigentlich der Sage nach nun schon der Weihnachtsmann mit seinen Elfen.

Danke Hollywood. Schön, dass es dich gibt.

Ich mach es kurz und schmerzlos, denn niemand wird ja gerne seiner Kinderträume beraubt.

Der Nikolaus kommt nicht vom Nikolausplaneten, denn eigentlich gab es ihn wirklich mal. Es war der Nikolaus von Myra, Bischof der katholischen Kirche. Der 6.12. ist sein Todestag und weil der Mann so ein Guter war, wie man zumindest bis heute weitersagt, feiert man an diesem Tage seine guten Taten. Die Stiefel füllt man als Andenken an eine ganz spezielle, gute Tat. Da fehlte nämlich einem Vater das Geld für die Mitgift seiner drei Töchter.

Nun, dieser arme Mann hätte sie, nun hört, oje, in die Prostitution schicken müssen. So einfach sah das damals eben aus. Damit der Mann und seine Töchter vor diesem Schicksal doch noch bewahrt wurden, warf der gute Nikolaus, nein keine Xbox und auch keine Schokolade, sondern Gold in den Kamin der Mädchen und deshalb dürfen wir nun alle am 6.12 auf unsere Geschenke warten.

Toller Mann, dieser Nikolaus! Da sprach ihn dann die katholische Kirche auch gleich noch heilig.

Aber wen interessiert nun schon die Geschichte. Wir wollen unsere Geschenke haben und der Einzelhandel die Kassen klingeln sehen.

Nun kommen wir zu Weihnachten. Das weiß ja nun wirklich jedes Kind, da feiern wir doch Jesus' Geburt und kommt nicht deshalb auch der Weihnachtsmann in alle Häuser, das macht alles doch Sinn.

Irgendwie nicht. Wann Jesus Geburtstag hat, das weiß nämlich keiner so recht. Das macht aber nun wirklich nichts, denn immerhin liegt es schon ziemlich lange zurück.

Warum nun aber Weihnachten schon Ende September anfängt, wenn man den Einzelhandel fragt, das ist ein großes Rätsel. Aber wer knabbert nicht gerne im Spätsommer draußen in der Sonne schon mal an einem Schokoweihnachtsmann herum? Macht sich gut mit einem kühlen Bier.

Man hat sich da im Laufe der Jahrhunderte schön etwas zusammengereimt.

Nun kamen also der Martin Luther und seine Reformation. Er mochte ja bekannterweise diese Heiligenverehrung nicht und meinte dann: "Den 6.12., den streichen wir mal schön."

Damit aber auch seine evangelischen Schäfchen ein paar Geschenke abbekommen sagte er sich dann, erfindet er einfach das liebe, engelsgleiche Christkind, das dann eben am 25. die Kinderlein beschenkt.

Die Menschen sind ja aber nicht ganz doof und dachten sich dann wohl: "Ob katholisch oder evangelisch, wir beschenken uns jetzt einfach doppelt."

Jetzt haben wir mal hier mal den Weihnachtsmann und da das Christkind und den Nikolaus, den sowieso. Ist doch egal, wir feiern alles. Man kann ja auch mal etwas flexibel sein, wenn es um Geschenke geht.

Nicht mehr wie zu Omas Zeiten einfach ein paar Plätzchen backen und ein paar Lieder in der Kirche singen. Der Dezember, der ist purer Psychostress und wenn man da nicht richtig hingehört hat kann es richtig ungemütlich werden.

Die Mutti fackelt wegen der falschen Diamantenkette die liebevoll geschmückte Nordmanntanne ab. Dem kleinen Otto hat die Farbe vom Fahrrad nicht gefallen und nun liegt es drei Stockwerke tiefer und an die Ente im Ofen denkt erst wieder die Feuerwehr.

Halleluja und frohes Fest.

Nun sind die Zeiten sowieso schon wirr und ob katholisch oder evangelisch, ob Christkind, Weihnachtsmann oder Nikolaus, Hauptsache ist doch man ist zusammen. Dann feiern wir eben den Nikolaus und malen uns aus er schleicht sich nachts ins Haus, kennen seine wahre Geschichte nicht, aber besinnen uns wenigstens auf die kleinen Dinge.

Der Ärger im Leben, der kommt schon von alleine. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.

Dr. Simmmel wünscht einen schönen Nikolaus ;)

Sonntag, 22. November 2015

Das Leben war schön

Da sitze ich nichts ahnend vor meiner Zeitung und studiere wieder die Welt und das Tagesgeschehen. Ich erwarte die üblichen Nachrichten, um vielleicht wieder kopfschüttelnd darüber zu versinken.

Das aber, das hatte ich nicht erwartet. Ich las diese Sparte der Trauer manchmal gerne, um zu sehen, was die Menschen so an letzten Zeilen hinterließen auf dieser Welt.

Die letzten Grüsse. Was vermochte man wohl an Worten zu finden? Oftmals nur wenig. War es die lähmende Trauer, oder weil man sich nicht traute bei den letzten Grüssen diesem besonderen Menschen und einem ganzen Leben gerecht zu werden? Einem Menschen, der nicht nur Trauer sondern auch Freude auf der Welt hinterlässt und sich einzugestehen, dass der Tod zu uns gehört genauso wie das Leben?

Ich öffnete die Seite und fand unter den Anzeigen diese unerwartet schönen Worte:
Der Tod kann auch freundlich kommen zu Menschen, die alt sind, deren Hand nicht mehr festhalten will, deren Augen müde wurden, deren Stimme nur noch sagt:

"Es ist genug. Das Leben war schön."

Dr. Horst. W.

* 10.12.1931
† 5.7.2015

In Liebe und Dankbarkeit:

Deine Familie

Ein Asteroid, der kann immer mal auf der Erde einschlagen, aber ein Mensch der stirbt, in aller Ruhe seine Seile loslässt und sagen kann:

"Das Leben war schön."

Das ist etwas ganz Besonderes.

Den sonnigen, warmen Juliabend, an dem ich diese Zeilen las, erlebt er nun nicht mehr, aber ich zwinkere ihm zu aus meinem kleinen, grünen Paradies hinauf oder hinunter oder wo auch immer er jetzt sein mag, bin mir sicher er hatte ein bewegtes Leben, stelle mir einen Lebemann vor, der sicher nichts anbrennen ließ.

Feiern, tanzen, lachen, und auch mal weinen, einfach alles machen.

Ich muss schmunzeln und sage:

"Danke! Ich werde es mir merken, jeden Tag."

Samstag, 14. November 2015

Dr. Simmel's Statement zum Terror. Kam der Knall schon mit dem Urknall?

Es war einmal der Urknall vor 13,8 Milliarden Jahren, der entschied, dass nun alles begann. Dann entstand die Erde vor etwa 4,6 Milliarden Jahren, da war noch alles gut.

Dann aber kam das Leben auf die Erde vor 3,5 Milliarden Jahren. Ein paar Zellen erst, es war noch ruhig und ziemlich gut. Dann aber ging es weiter mit einer Sache, die nennt sich Evolution. Es kamen die ersten Tiere und es entstand dieses komplexe Beziehungsgeflecht von den Räubern und ihrer Beute.

Es verschoben sich die Erdplatten und formten unsere Kontinente. Dann kamen wir Menschen und erfanden die Länder. Wir zogen Grenzen und verschanzten uns dahinter. Wir gaben ihnen Namen und erfanden Religionen und die uns so wichtige Ehre. Um diese zu schützen meinten einige bedarf es der Kriege. Die Waffen wurden immer größer und das Foltern und Töten wurde immer kreativer.

Heute flüchten sich die Flüchtlinge zu Tausenden in den Tod. Stehen an den Grenzen und laufen von einem Elend in das nächste.

Mit welchem Recht hatte man eigentlich die Länder errichtet?

Mit welchem Recht durfte man denn die Staatsgrenzen ziehen?

Mit welchem Recht die Zäune ziehen?

Wer hat eigentlich die Erde gekauft?

Zum Krieg kam nun die neue Bedrohung Terror hinzu. Die Terroristen bomben sich ins Jenseits und meinen ins Paradies. Glauben darf ja jeder, an was er will.

Der Glaube ist umsonst und so sieht es dann aus, dass die Islamisten sich denken, dass ihr nicht endender Terror in der ganzen Welt sich lohnt und das Paradies auf sie wartet und 72 Jungfrauen und Bäche voll Honig und Milch.

Ich glaube auch daran, dass sich die Wohnung von alleine putzt, stehe auch manchmal am Fluss und warte auf einen grünen, schleimigen Frosch zum Küssen, weil ich mir sicher bin, dass ich bestimmt noch mal Prinzessin werde.

Glaube daran, dass die Toten, die ihr getötet habt wieder auferstehen und das Leid der Angehörigen einfach aufhört und alles nur ein Albtraum war.

Aber nein, das wird nicht so sein und euer Paradies wird ein Albtraum sein, und das wird ganz sicher kein Glaube sein!

Vielleicht haben sie auch den falschen Koran in den Händen oder können nicht lesen, und das ist so fatal. Es ist auf jeden Fall nicht ihre Religion, die sie lehrt dieses Leid zu verbreiten.

Ich saß vor der Eilmeldung, schaute die Nachrichten. Schaute mir das Blutbad vor dem Fernseher an. Stundenlang. Wie erstarrt. Mal wieder schockiert. Ich war in Sicherheit, andere nicht. Immer mit dem Wissen, solches Glück zu haben und trotzdem auch mit schlechtem Gewissen, denn so viele andere haben es nicht, stellte ich es fest, als es nun wieder eskalierte. Durfte dann schlafen gehen, andere nicht.

Oder für immer, ins Jenseits auf eine andere Reise. Oder auf die lange Reise der Trauer.

Wann wird der Terror endlich mal enden? Vergesst auch andere Länder nicht.

Der Jemen, Mali, Lybien oder der Sudan sind auch am Kämpfen und die Menschen am Leiden.

Sinnlos! Hier genauso wie da.

Terroristen gehören gar nicht unter uns!

Wir sind die Mehrheit und vielleicht ist das der Beginn der Lösung. Vielleicht müssen wir da noch ein bißchen weiterdenken.

Dr. Simmel ist in Gedanken bei den Trauernden.

Montag, 12. Oktober 2015

Volle Keller, leere Schränke und schwarze Materie. Ein Bericht von existenziellen Problemen.

Es war einmal wieder Zeit. Schrank ausmisten.

Wie ich auf die glorreiche Idee kam? Es begann mit der erschreckenden Erkenntnis, dass ich nichts zum Anziehen hatte. Der Winter steht vor der Tür, und würde ich nicht schnellstens in Form eines Großeinkaufs reagieren, würde ich wohl qualvoll erfrieren müssen.

Erst würden die Zehen schwarz und nekrotisch werden à la Reinhold Messner, dann Frostbeulen mein Gesicht nach und nach befallen, darauf würde die Nase Opfer der Kälte werden und mir schwarz und abgestorben aus dem Gesicht fallen, und schließlich würde ich wegen des nicht gemachten Wintereinkaufs jämmerlich in meiner Wohnung erfrieren.

Leicht pathetisch? Überhaupt nicht! In so einem Fall ist alles möglich.

Also auf zur Mission. Mein Überlebenswille war geweckt.

Gesagt, getan. Ich würde überleben. Der Blick auf die vollen Tüten und der Duft nach Kaufhaus und allerlei Pröbchen beruhigte mein noch leicht aufgeschrecktes Herz.

Zu Hause angelangt dann erstmal das übliche Ritual: Kleider anschauen, Kleider anziehen, kombinieren, vor dem Spiegel tänzeln, Lippenstift drauf, Lippenstift weg, hohe Schuhe, flache Schuhe, ein paar Selfies schießen und zwischendurch mal die glückliche Erkenntnis, dass es zu Hause noch keine Kameras gab, die einen filmten, wenn man sich zum Idioten machte.

Dann in den Kleiderschrank sortieren. Doch plötzlich! Oh Schreck! Wann ist denn der so voll geworden?

Das musste passiert sein, während ich einkaufen war. Die Kleider hingen da vorher ganz sicher noch nicht. Wenn es schwarze Löcher gab, die Materie verschwinden ließen, dann gab es ganz sicher auch Wurmlöcher, die Kleidung mittels Teleportation in fremde Kleiderschränke hingen.

Also weg damit. Platz musste her. Außerdem wollte ich nun wirklich keine fremde Kleidung in meinem Kleiderschrank haben, obwohl mir zugegeben einige Teile davon sehr bekannt vorkamen.

Wieso, weshalb, warum ausgerechnet ich auf einmal Opfer von Wurmlochattacken wurde, dafür hatte ich jetzt keine Zeit. Mit solch quantenphysikalischen Fragen musste ich mich später auseinandersetzen.

Nachdem die fremden oder weniger attraktiven Kleidungsstücke aussortiert waren, ging es ans Verpacken. Statt des vermuteten halben Kartons wurden es drei. Das lag aber an der Wurmlochattacke und der unerwarteten Mehrmasse an fremder Kleidung.

Es war zugegeben ein kleiner bis mittlerer Kampf, sogar bei den mir bis anhin unbekannten Kleidungsstücken aus der fremden Galaxie. Weg damit oder behalten? Fragen über Fragen. Ein paar schienen sogar noch nagelneu zu sein. Was für eine seltsame Frau, die da im Paralleluniversum wohnte.
Voll bepackt konnte ich nun den Weg in den Keller antreten.

Als ich mir schließlich den Weg durch das staubige, zugleich feuchte, jedoch leider nicht tropische Klima gebahnt hatte, denn ich sah weit und breit keine paradiesisch bewachsene Kulisse, öffnete ich im Halbdunkeln mein Abteil.

War es kleiner geworden oder hatte jemand sein Gerümpel hier abgestellt?

So musste es gewesen sein, denn anders konnte ich mir das plötzliche Auftauchen dieser zahllosen Kartons und anderem nutzlosen Krimskrams nicht erklären.

Wann hatte ich jemals eine überdimensional große Mikrowelle besessen? Jemand musste das Schloss geknackt haben und hier eingebrochen sein.

Raub, nur umgekehrt. Rückwärtsraub sozusagen. Das musste ein neuer Trend sein.

Man bricht in fremde Keller ein und stellt seinen Schrott ab.

Sollte ich die Polizei rufen? Erstmal Ruhe bewahren. Keine Panikattacke bekommen. Dir war ja nichts passiert. Das hätte ja auch anders ausgehen können. Zum Glück warst du gerade nicht im Keller gewesen, als der Rückwärtsraub passiert ist.
Was sollte die Polizei aber schon machen können? Es war ja nichts entwendet worden. Es wurde ja schließlich nur alles Mögliche hier abgestellt. Ich beschloss, die Sache auf sich beruhen zu lassen, genauso wie die Sache mit der Wurmlochattacke auf meinen Kleiderschrank.
Ich hatte wohl einfach eine enorme Pechsträhne im Moment und konnte nur hoffen, sie suchten sich das nächste Mal jemand anderen für ihre Kleider, Schuhe, Kartons und Mikrowellen aus.

So machte ich mich stolz auf den Weg nach oben mit dem Wissen, heute sowohl detektivische, als auch quantenphysikalische, sowie modische und innenarchitektonische Fähigkeiten bewiesen, und natürlich existenzielle Weltprobleme gelöst zu haben.
Das Universum war auf meiner Seite.
Das schrie doch förmlich nach einer Party und das nach einem neuen Kleid!

Montag, 5. Oktober 2015

Die sonderbare Geschichte des Eisernen Vorhangs

Aus der Geschichte lernen! Das hören wir ja nun diesen Tagen wieder andauernd. Aber erstmal: Happy Tag der Deutschen Einheit! 25 Jahre sind wir nun mauerfrei. Spitzenleistung, wenn man sich die Welt drum herum so anschaut. Aber ich will mit dem Lob mal lieber vorsichtig sein.

"Nie wieder wird es eine Mauer geben", sagte Gregor Gysi nun zum 25. Jahrestag der Deutschen Einheit in einer Rede. Aber da frage ich mich nun: Wie konnte es überhaupt soweit kommen?

Warum lässt man nur vier Jahre nach Ende des 2. Weltkrieges zu, dass die DDR, der "sozialistische Staat der Arbeiter und Bauern", aus der sowjetischen Besatzungszone entsteht? Den Namen muss man sich nun mal genauer anschauen und sich fragen, ob man wirklich im richtigen Film gelandet ist. Der Krieg war zwar vorbei, aber was dann plötzlich in den Nachkriegswirren passierte, ist mir doch irgendwie schleierhaft.

Damit nicht genug. Warum lässt man nur zwölf Jahre nach Gründung dieser Parallelwelt zu, dass dieses kleine, kommunistisch geführte Land gleich nebenan mal eben eine Mauer hochziehen darf und 12 Millionen Menschen dahinter verbannt, voneinander trennt und ihrer Freiheit beraubt?

Es war August 1961, als Erich Honecker, der Mann mit der hohen Sing-Sang Stimme und der Hornbrille gerade Staatsoberhaupt der DDR war und sich gezwungen sah, die 16 Millionen Menschen hinter die kommunistische Mauer zu verbannen, damit sein Arbeiter- und Bauernstaat auch weiterhin läuft.

Immerhin flohen im Jahre 1960 allein 200 000 Menschen über die noch mauerfreie Grenze. Damit er und sein Gefolge auch ganz sicher waren, dass die Massenflucht nicht trotzdem weiterging, erteilte man vorsichtshalber noch einen Schießbefehl. Sicher ist sicher.

Aus der Geschichte lernen, lieber Herr Adenauer? Was ist da schief gelaufen? Ich möchte hier nicht wieder mit den fragwürdigen politischen Fähigkeiten oder Unfähigkeiten der Führungseliten anfangen. Ich stelle es einfach mal in den Raum.

Das unbeschreibliche Drama und Leid des 2. Weltkrieges war kaum vorbei, und die nächsten ideologieverwirrten Machthaber durften tun, was sie wollten. Nun ja, es war ja auch die sowjetische Besatzungszone, und wie die Gegenwart gerade wieder zeigt, scheint auf diesem nunmehr russischen Territorium irgendein mächtiger, Angst einflößender und kompromissloser Geist zu wandeln. Widerstand zwecklos.

Damals war es Stalin, davor war es Lenin, heute ist es eben Putin. Kling ja auch irgendwie alles ähnlich. Da kann man die bösen Geister auch leicht verwechseln. So wird man sie auch schlecht los. Kann ja keiner etwas dafür. Oder? Aber genug von geschichtlichen, gegenwärtigen und womöglich mit allergrößter Wahrscheinlichkeit auch zukünftigen Geistern des Ostens.

Warum aber weiß eigentlich kaum jemand noch irgendwas über diese lange, 40-jährige Geschichte unseres wiedervereinigten Landes? Ist es Desinteresse? Sind Twitter, Facebook, Instagram und die neue Herbstkollektion wichtiger als die ollen Kamellen von damals? Oder reicht es nicht schon, dass wir das Joch des 2. Weltkrieges auf unseren Schultern tragen?

Natürlich ist es so ungeheuer zeitnah zum 2. Weltkrieg. Nur vier Jahre nach Ende von Hitlers grauenhafter Diktatur kommt die nächste Parteidiktatur auf deutschem Boden an die Macht. Unglaublich und schlimm genug. Wie soll man das alles auch verstehen.

Dann ist wahrscheinlich die Bewältigung der Gegenwartsproblematik auch ein Grund. Wir werden ständig mit neuen Kriegen, Krisen, Hungersnöten, Wirtschaftskrisen, Naturkatastrophen und einer weiteren endlosen Liste von Weltproblemen überrannt. Und nicht zu vergessen das Leben an sich.

Darf man einem da das Unwissen verübeln, das hier und da als Vorwurf kommt? Ja und nein sage ich mal ganz diplomatisch.

Gefeiert haben sicher alle gerne den Fall des Eisernen Vorhanges vor 25 Jahren. Ob nun Wissen oder Unwissen vorhanden ist, die Feier lässt man sich ungern entgehen. 

Arbeiter- und Bauernstaat. Klingt irgendwie nostalgisch. Vielleicht doch kein Wunder, hat man die SED schalten und walten lassen wie sie wollte. Klingt ja auch ein bisschen wie im Märchen. Ein paar Kühe, Schweinchen, Pipi Langstrumpf auf dem Pferd und alle haben im perfekten Kommunismus, was sie brauchen. Die paar Toten an der Mauer sind dann ja wohl auch zu verzeihen und Menschenrechte sind auch völlig auch überbewertet.

Nun aber Schluss mit dem Sarkasmus, denn die Wiedervereinigung feiert Geburtstag und das ist auch gut so! Es funktioniert ja schon genug nicht hier und da und überall, und da möchte ich mich jetzt mal ganz ehrlich und von Herzen freuen, dass wir es hierzulande geschafft haben, keine neue Mauer gebaut zu haben und uns mit Raketen und Granaten nicht in die dunkelste Hölle des Krieges zurückgebombt haben.

Und deshalb sage ich zum Abschluss nur noch:

Happy 25. Tag der Deutschen Einheit!

Dienstag, 22. September 2015

Von Aladin und der Wunderlampe

Was würde ich wohl machen, wenn eines Morgens Aladin mit seiner Wunderlampe, schwebend auf seinem fliegenden Teppich, auf mein Erwachen warten würde?

Einen Wunsch, würde er sagen, den hätte ich frei, und tausend Gedanken, die würden mich plagen. "Oje, lieber Aladin, das ist jetzt aber schwierig. Der Mensch, der ist von Natur aus ja ziemlich gierig."

Statt nur des eines Wunsches will ich gleich Tausende haben, aber Aladin auf seinem fliegenden Teppich kennt die Menschen nur zu gut und möchte nun von mir wissen: "Was ist dein allergrößter Wunsch auf dieser Welt? Einen Wunsch, den hast du und nun überlege gut. Schaue in dein Herz und dann frage dich: Was tut dir wirklich, wirklich gut."

"Hm, lieber Aladin, vielleicht für alle Ewigkeit leben?"

Um Himmels Willen, nein danke. Den Wunsch, den ziehe ich doch lieber schnell zurück. Das wäre mir nun wirklich viel zu anstrengend für die nächsten hunderttausend Jahre, und ich schaue darum nochmals nachdenklich auf die goldig leuchtende Wunderlampe.

"1 Milliarde Euro vielleicht?" Ein paar Probleme, die wäre ich sicher los. Jedoch, die meisten wären noch da, da hilft mir leider auch kein Geld der Welt.

Was habe ich da nur für absurde Ideen? Was brauche ich wirklich zum glücklich sein? Ganz einfach ist eigentlich die Antwort doch. Was wäre eure Antwort wohl?

Nur einen Tag will ich schmerzfrei sein, das wäre mein allergrößter Wunsch. Ohne Tabletten und ohne Spritzen, ohne Angst und ohne Spital. Alles machen nach Lust und Laune, aus tiefstem Herzen und ohne Schmerzen. Einfach gesund sein, nur für einen Tag.

Kein Geld der Welt könnte mir dieses Geschenk kaufen.

Was würde ich machen an diesem einen Tage?

Ich würde nicht ruhen, das wäre mal sicher. Ich würde tanzen, springen und lachen. Ganz unbeschwert, als wäre nie etwas passiert. Ich würde keine Pläne schmieden, ich würde sie machen. Alle sofort und alle auf einmal.

Nur ein Problem, das hätte ich vielleicht. Warum hat ein Tag nur 24 Stunden? Wer hat das Konzept denn eigentlich erfunden?

Jetzt dreht die Erde sich aber nun mal, wie sie sich dreht, und so will ich die schmerzfreien 24 Stunden nutzen und meine ganze, blühende Phantasie einsetzen. Jede Minute, die will ich füllen und mit Spaß und Freude nach dem Leben streben.

Tango in Argentinien, Cocktails auf Kuba, Gorillas streicheln im fernen Togo und danach vielleicht flirten mit Bradley Cooper. Aber Aladin wird mir seinen fliegenden Teppich sicher nicht für eine kurze Weltreise leihen und so lasse ich die Phantasien lieber sein.

Also raus aus dem Bett, wo fange ich nur an? Vielleicht mit einem Purzelbaum. Ist es wirklich Realität oder war das alles nur ein Traum?

Die Freunde zusammentrommeln für ein großes Fest, denn heute Abend geht es mal nicht ins Spital. Heute Abend wird gelacht, getanzt und gefeiert. Heute Nacht wird durchgemacht!
Heute brauche ich keine Ruhe. Alles, was ich brauche sind schöne, neue, hohe Schuhe, denn an diesem Tage kann ich auch die wieder tragen. Heute wird mein Gleichgewichtssinn nicht versagen.
Mein Kopf ist gesund, wer hätte das gedacht. Also auf in die Stadt, ins Menschengewühl stürzen.
Heute sehe ich auch wieder alles und jeden. Wie groß ist die Welt plötzlich wieder geworden? Die wunderschönen Schuhe sind dann schnell gefunden, denn dafür brauche ich heute nicht kräftezehrende Stunden.

Mit tanzenden Schritten und vollen Tüten geht es dann so langsam der Feier entgegen. Einen Prosecco auf meinen Erfolg, den gönne ich mir in der wunderschönen Sommersonne eben noch. Wie lange ist es her, ich weiß es nicht mehr.

Die Menschen rempeln, die Autos hupen, doch ich gehe weiter, entspannt und munter, sehe einen Spielplatz und gehe die Sommerwiese hinunter. Mache halt und setze mich auf eine Schaukel, werde zum Kind und sause im Wind. Den Himmel gesehen auf dem Weg nach oben. Mit fliegenden Haaren im Sand gelandet und als glücklicher Mensch im Paradies gestrandet. Muss dann aber weiter, denn bald geht es los.

Die Welt dreht ihre Runde, Stunde um Stunde und ich will sie füllen, jede einzelne Sekunde.
Schon kommen die Freunde, alles ist fertig. Die Sonne, sie scheint, sie lacht uns zu. Meine Vorfreude ist grenzenlos, die Stimmung famos. Der Schmerz ist vergessen, die Krankheit auch. Man kann sie nun nicht mehr in meinen Augen lesen. Als wäre sie niemals ein Teil von mir gewesen.

Nur pure Freude strahlt heute darin.

Schon längst vergessen ist das Gefühl der Schmerzen. Leicht wie eine Feder schwebe ich im Hier und Jetzt. Alles was ich möchte, ist in diesem Moment zu verweilen.
Er würde alle meine Ängste vertreiben. Ich werde ihn für schlechte Zeiten in eine kleine Schachtel stecken. Dort wird er für immer und ewig bleiben.

Nur einen Schmerz, den habe ich, längst vergessen, dass es ihn gab: die armen Füße, die in den schönen Schuhen stecken.
Das Leid, das nehme ich heute gern in Kauf, denn heute Abend bin ich wieder ein normales Mädchen, in einem Städtchen, auf einer Terrasse, mit einem Prosecco in der Hand. Ich lache mit Freunden und mache Quatsch. Ich rede über Probleme aus einem anderen Leben. Vielleicht sind es gar keine, vielleicht aber doch. Ich weiß es nicht mehr, habe es längst vergessen. Witzige Geschichten, die kann ich erzählen, nur über die Zukunft, über die kann ich nicht reden. Über die Pläne der anderen, da höre ich gespannt zu.

Was wäre ich wohl, hätte ich den Schmerz nicht mehr? Aber daran will ich heute nicht denken, denn mir bleiben noch ein paar Stunden. Für andere vielleicht eine Kleinigkeit, für mich jedoch eine gefühlte Ewigkeit.
Ich will es wieder lernen, das verdammte Leben, habe es längst vergessen und nun steht es vor mir. Das und die Freunde und mein altes Ich. Ich habe das alles so sehr vermisst.
Mein Kopf ist heut frei, mein Herz, das lacht, es wird noch bis zum bitteren Ende weiter gemacht.
Ich danke der Lampe und nutze diese Nacht. Noch bleibt mir Zeit zum unbeschwerten Lachen. Ohne Medikamente und aller Krankheiten.

Davon kann ich lernen und werde versuchen, mit dieser Erfahrung das wunderbare Leben trotz allem ein Stückchen wieder neu zu erlernen.

Mittwoch, 9. September 2015

Was wäre, wenn...

Was wäre, wenn ich in einem der schönsten Länder der Welt geboren wäre? Mit Affen und Giraffen, mit Elefanten, die fröhlich vor meiner Türe trampeln. Zur Uni gegangen mit vielen Visionen. Aufgewachsen mit der Sonne im Herzen. Jeden Tag von Neuem zeigte sie ihre goldenen Strahlen und wärmte mir das lachende, staubige Gesicht. Aufgewachsen in einer großen, fröhlichen Familie. Wo ich trotz materieller Armut, inmitten dieses Naturparadieses, wo mich die buntesten Vögel weckten, doch immer noch ein Lächeln fand.

Doch plötzlich dachten sich ein paar Idioten, dass eine kleine Grenze oder eine Religion es wert sei, all dies zu zerstören. Und da steht diese kleine Familie nur als Beispiel für Millionen Opfer auf dieser Welt.

Was wäre, wenn ich aufgewachsen wäre in dem Lande, der Geburtsstätte unserer Zivilisation. Wo unsere Vorfahren einst sesshaft wurden, vor 11 000 Jahren. Wo der Mensch vom Jäger und Sammler sich einst niederließ zum ersten Mal in seiner Hunderttausende jahrelangen Geschichte und begann Kulturen zu schaffen. Das Zentrum unserer Zivilisation. Wo heute nur noch Schutt und Asche liegt.

Man mag es kaum glauben, wo unsere Wurzeln liegen. Ja, dort in Syrien. Das damalige Mesopotamien. Traurige Ironie?

Was wäre, wenn ich das sei und alles verloren hätte? Meine Bildung, meine Freunde, meine Familie, mein Land?

Was wäre, wenn ich ein sorgloses Kind gewesen wäre? Glücklich mit einem Ball in der Hand? Stundenlang vergnügt beschäftigt, doch nun schaut die ganze Welt auf meinen toten Körper.

Am Strand. Kein Ball mehr in der kleinen Hand.

Was wäre, hätte ich ein schönes, großes Haus gehabt, mit einer kleinen Arztpraxis gleich nebenan? Nun aber sitze ich in Budapest und warte auf den Zug ins Ungewisse. Ins Nirgendwo, am Straßenrand.

Ich bin kein Individuum mehr. Ein Mensch, der bin ich vielleicht noch, der es gerade so geschafft hat. Schlafen jedoch kann ich nicht mehr, auf dem kalten, harten Boden. Zu viele Bilder in meinem Kopf, und es sind keine lachenden Gesichter.

Was wäre, wenn man die geschichtlichen und politischen und alle anderen so unverständlichen Verpflichtungen mal aus dieser ganzen Debatte nehmen würde? Was wäre, wenn man handeln würde?

Nun zerstören diese Fanatiker Leben, Kultur, tausende Jahre alte Denkmäler, Familien, Kinderseelen, mal wieder ein ganzes Land und die Welt schaut zu.

Was wäre wohl, wenn ich ein Politiker wäre? Damit hat es nun aber nicht geklappt, es reicht nur für die Zuschauertribüne. Und so frage ich erschüttert bei jedem neuen, traurigen Bericht in den leeren Raum: "Was ist los auf dieser Welt?"

Der IS gewinnt jetzt den Kampf, denn anstatt zu handeln, hat sich ein internationaler Debattierklub entwickelt. Sie breiten ihr Territorium aus, bekommen mehr und mehr Waffen, Geld und Land in die Hand, terrorisieren, morden und wir sind beschäftigt mit dem nicht endenden Flüchtlingsstrom. Lassen sie weitermachen mit ihrer kriegerischen Tyrannei.

Wovor hat die politische Machtelite Angst? Gibt es dort zu wenig Erdöl für die USA zu holen? Was ist mit Europa los? Ich verstehe die Welt nicht mehr.

Wenn das internationale Militär vereint den IS in Syrien überrollen würde, hätten wir das Problem nicht gelöst und die Menschen ihr Land, ihre Kultur und ihre Wurzeln zurück? Das Problem des Flüchtlingsstroms, der Ertrinkenden, der sinkenden Boote, der Verteilungsquoten wäre an ihrer Ursache gepackt und das Land von diesen selbsternannten Gotteskriegern erlöst?

Ein zerstörtes Land, ein traumatisiertes Volk, das hat der IS bereits erreicht, aber befreien, das liegt doch noch in unserer Hand. Ohne zu viel Optimismus für die Zukunft zu schreiben, denn dafür braucht es noch viel mehr von unserer Seite, wie die Geschichte gezeigt hat. Aber ohne Anfang kein Ende.

Vielleicht unterschätze ich aber auch wirklich diese Fundamentalisten und ihr selbsternanntes Kalifat, und sie sind tatsächlich mächtiger als eine US-Armee und die europäischen Mächte zusammen, wenn sie sich denn zusammen tun würden, um diesem ganzen Elend ein Ende zu bereiten.

Was wäre, wenn…

Aus der Geschichte lernen? Gerne! Aber die Geschichte scheint doch immer irgendwo anders Gegenwart zu sein.

Samstag, 22. August 2015

Verwirrendes vom Wissenschaftskanal

Ein amerikanisches Ehepaar und die "Mars One"-Mission. Für alle, die noch nicht informiert sind: Eine Siedlung soll ja auf dem Roten Planeten entstehen. Mit etwa 40 Menschen. Privatisiert und unter niederländischem Recht. Ohne Rückflugticket. Ohne Rückflugticket deshalb, weil es A: zu teuer ist und B: der Weg zu lang. Start soll 2027 sein. Dann nähern sich Mars und Erde so sehr, dass nur acht Monate Flugzeit nötig sind. Der Mars ist ein lebensfeindlicher Planet. Temperaturen von -140 bis +20 Grad erwarten die Astronauten. Zwei Monde hat der Planet zu bieten. Immerhin einer mehr als der Heimatplanet.

Sie sind einer großen Strahlenbelastung ausgesetzt, wenn sie ihre Mutterfähre verlassen, um auf den großen Ausflug ins Unbekannte zu gehen in ihren Druckanzügen, denn so einfach rumspazieren kann man da nicht. Das kennt man ja aber schon von der Mondlandung. Nur war das kein Planet. Darum sind jetzt alle auch so aufgeregt.

Dem Mars fehlt ein Magnetfeld;  so können Sonnenstrahlen jedem, der den Planeten betritt, ungehindert eindringen. Da hilft auch keine Sonnencreme. Die Spätfolgen sind noch unbekannt, aber man kann sie sich denken.

Soweit die Facts.

Einer der 200 000 Bewerber für die Mission ist nun ein Mann, Ende 40, in der Baubranche tätig und Hobbypilot. So weit, so gut.

"Vom Weltall war ich schon immer fasziniert und darum war es für mich ganz klar: Ich bin der Richtige für die Mission."
Gut, wer ist vom Weltall nicht fasziniert? Aber das lassen wir als Bewerbungsgrund erstmal dahingestellt.

"Natürlich liebe ich meine Frau", erzählt er weiter, "aber es ist ein einmaliges Projekt und eine einmalige Chance."

Aha.
"Sicher war die Entscheidung für mich anfangs schwierig. Er wird ja nicht zurückkommen", sagt sie.
"Worum geht es eigentlich?", frage ich mich. Beziehungsprobleme? Das Weltall? Wissenschaft?

Erstmal weiterschauen.
"Etwas ganz Neues erschaffen. Mit neuen Menschen, sich kennen lernen, einander anpassen, in einer völlig fremden Umgebung und neuer Perspektive. Nicht wissen, was einen erwartet", erklärt er enthusiastisch.
"Midlife-crisis?", denke ich.
Vielleicht mal amerikanisches Territorium verlassen und die Welt erkunden. Das soll auch schon geholfen haben. Das hatte das amerikanische Ehepaar nämlich bis jetzt noch nicht getan, wie sich im Interview herausstellte.
Nochmals fügt er felsenfest hinzu: "Ich liebe meine Frau. Natürlich! Aber es dient ja schließlich auch der Wissenschaft."
Wem das noch nicht pragmatisch genug ist, es geht noch besser.
"Leider gibt es noch keine Versicherungen für das Weltall. Das müssen wir uns nochmals genauer anschauen. Auch, was das Erbe betrifft."

So langsam überkommt mich doch das Gefühl, dass es sich hierbei vielmehr um ein Beziehungsdrama handelt. Zur Sicherheit schaue ich nochmals nach, ob ich auch wirklich auf dem Wissenschaftskanal gelandet bin.
Doch, ja.
Das hatten sich die Produzenten sicher anders vorgestellt.
"Wir hatten schon immer eine sehr spirituelle Beziehung. Auf dieser Ebene können wir unsere Beziehung weiterführen und von diesem einmaligen Projekt profitieren", sagt sie.

Na klar. Wie rührend.
"Das Testament haben wir natürlich ändern müssen. Das war im ersten Moment sehr schwierig. Das Haus bekomme ich, das macht natürlich Sinn."

Ja wer denn bitte sonst? Und was bekommt nun er? Die Waschmaschine?

Dieses ganze Übersiedlungsprojekt scheint zum Scheitern verurteilt, wenn die Bewerber nicht ein bisschen mehr Seriosität bekommen und diese Ehe scheint sowieso eine einzige Tragödie. Oder doch vielmehr eine Tragikomödie?
"Warum schreitet denn keiner ein?", möchte ich lauthals schreien und mir am Liebsten noch schnell eine Tüte Popcorn in der Mikrowelle machen. Natürlich, die Einschaltquote. Aber dann hätte man die Doku doch lieber an MTV verscherbeln sollen.
Es kommt, was kommen musste. Der arme Mann fällt aus dem Sieb des Auswahlverfahrens direkt zurück auf die Erde, in die Realität zu seiner gutmütigen Frau, die nun glücklich ist, dass sie ihren Henry für den Rest ihrer Tage auf dem gleichen Planeten, ja sogar im gleichen Bett weiß und nun keine Versicherungen für den Planeten Mars mehr anrufen muss. Das war auch ganz schön mühsam. Und Henry: der bekommt gerade eine kleine Panikattacke, die er aber erfolgreich verbergen kann. Das konnte er ja die letzten Jahre häufig üben.

So geht das Leben erstmal weiter, der Wissenschaftskanal macht kurz Pause vor dem nächsten (hoffentlich wissenschaftlichen) Beitrag und der Mars zieht weiter seine Bahnen und hofft wahrscheinlich, dass all die menschlichen Probleme auch noch die nächsten 100 000 Jahre vorerst auch auf der Erde bleiben.

Montag, 3. August 2015

Schöne Grüße aus dem Diesseits, lieber Tod. Heute Abend entführe ich dein Diebesgut.

Das Schicksal ist ein mieser Dreckskerl. Mehr kann ich nicht denken, wenn ich in deine strahlenden Augen schaue. Du lächelst mir zu, nur dass ich jetzt vor deinem Grab stehe. Das schöne, eingravierte Foto auf deinem Grabstein sagt: "Lebe, lache und lasse nichts aus!"

Ein Denkmal für die Ewigkeit. Aber auch sonst, wie könnte ich dich vergessen.

Nun liegst du unter der Erde, anstatt mit uns das Stadtfest unsicher zu machen an diesem lauen Frühsommerabend.

Dein Tod war nicht fair, aber das akzeptiere ich nicht. Nicht heute Abend, und deshalb nehme ich dich einfach mit.

"Mach dich fertig. Trödel nicht rum. Ich will endlich los!"

Wie kann der Tod uns so früh trennen? Mit 33 Jahren darf man uns doch das Lebensfrohe nicht rauben, das uns so lange begleitet hat.

Bis dass der Tod uns scheidet?

Nein!

Reicht es nicht, dass Krebs ein Sternzeichen ist und ein krabbelndes Tier? Muss es auch noch eine nutzlose Krankheit sein? Also wirklich, ein bisschen viel für sich beansprucht, würde ich meinen. Leicht egozentrisch, dieser Krebs, aber gut.

Was sollen wir jetzt tun?

Er hat zugeschlagen, und heute schlage ich zurück. Mit Freude statt mit Trauer. Davon hast du ja auch wirklich genug verbreitet, du verrücktes Huhn. Prost! Ach Mensch, dein Bierchen schwappt nicht über beim Prosten, die Gläser klimpern nicht, und jetzt weiß ich auch wieder warum.

Reiß dich zusammen, Simone. Heute Abend bist du stärker als die Trauer und Ala, du bleib bei mir, jetzt hast du dich doch so hübsch gemacht. Lass uns mal tanzen gehen, dann komme ich schon auf andere Gedanken. Immer in Bewegung bleiben, weißt du noch?

Tanzen bis der Morgen graut.

Ich verweile noch ein bisschen hier auf diesem Fleckchen Erde mit dir an meiner Seite und werde dir die Plätze zeigen, die du immer sehen wolltest, und du zeigst mir, mit welchen Augen ich sie sehen soll.

Du wirst mir sagen: "Verzweifle nicht mit deiner Krankheit, sei stärker als sie. Sei fröhlich, habe Hoffnung, das Leben ist schön! Schaue nach oben in den Himmel. Was für wundervolle Farben. Die habe ich dir heute geschickt.

Schaue auf das Meer, schließe die Augen und höre dem Rauschen der Wellen zu. Von meinem wunderschönen Plätzchen aus pfeife ich gerade ein Liedchen und schicke dir damit das sanfte Meeresrauschen mit meinem neu gewonnenen Lebensatem. Nicht von dort, wo du bist, woanders einfach. Getrennt, aber doch zusammen. Wenn du aus dem Haus gehst, dann erwartet dich an jeder Ecke die nächste Katastrophe, du Chaoskind. Warte nicht darauf, sondern suche mich. Ich bin überall. Und falls ich mal nicht da bin, denn auch ich brauche mal eine Pause, dann suche die anderen. Suche den Wind, die Sonne, die Sterne, die Flüsse, das Meer und das Lachen der anderen.

Und wenn einer von dir geht, dann warten wir auf ihn. Sei traurig, das darfst du manchmal sein, aber verzweifle nicht. Sei aber vor allem fröhlich, denn dafür bist du auf der Welt."

So gehe ich nach Hause mit meiner Freundin im Arm, die so fern und doch so nah ist und mit ihrer Botschaft im Herzen. Ich trällere ein letztes Liedchen und bin glücklich. Heute. Morgen vielleicht wieder einmal traurig, aber was ich niemals sein werde ist einsam, denn ich habe meine ewig junge, ewig hübsche, ewig verrückte Ala an meiner Seite, bereit für alles, was die Welt zu bieten hat.

"Liebe Ala, unsere Geschichten bewahre ich für deine zwei Kleinen auf und werde sie vielleicht irgendwann damit zum Lachen bringen, so wie du es immer mit mir gemacht hast. Schlaf gut, auf deiner kleinen Wolke."

Die Welt ist nicht nur wunderbar und sonderbar, sie ist auch manchmal furchtbar traurig. Doch heute Abend bin ich vor allem dankbar und glücklich, und so falle ich ins Land der Träume.
Gibt es eine bessere Form mit dem Leben fertig zu werden, als mit Liebe und Humor?

– (Charles Dickens)

Mittwoch, 27. Mai 2015

Eine Zuckerwatte auf den Weltfrieden

Was ist ein Menschenleben wert? Eine Packung Kekse? 7000 Dollar? Scheint ja irgendwie schon fast egal zu sein, könnte man meinen, wenn man die Flüchtlingsdramen auf hoher See anschaut und sich parallel dazu den endlosen, politischen Debattierclub anhört in den Nachrichten. 200 oder 2000 Flüchtlinge waren es heute? Egal. Ist ja auch nur eine Null mehr oder weniger, oder? Hauptsache, die Menschenschmuggler haben ihr Geld. Ab und zu rammt man da noch mal ein Boot bis es kentert. Warum? Völliges Unverständnis. Das Gen, das fehlt mir zum Glück.

Warum kommen die überhaupt alle hierher? Ist das Wetter nicht immer sonnig im schönen Afrika? Dies mögen vielleicht so manche Kleinbürger denken, die sich in ihrer sicheren Gartenkolonie bedroht fühlen. Aber nein, zum Spaß macht diese Tortur sicher keiner.

Je tiefer man in der Geschichte gräbt, je weiter man sich in der Welt umschaut, desto mehr muss einem doch eigentlich bewusst werden: Die Welt wird niemals ein besserer Ort werden.

Schwarzmalerei oder Realismus?
Die Frage kann wohl keiner beantworten heute, denn noch hat die Erde ja Zeit, bis unserer Sonne dann in etwa 6 Milliarden Jahren die Puste und uns die Lichter ausgehen. Erst dann kann man wohl Bilanz ziehen. Die Zwischenbilanz ist aber mager. Das Leid auf der Welt scheint ein mächtiger Gegner.

Edmund Burke oder John Steward Mill (Da streitet man sich noch drum, wer es nun war. Streiten tut man sich gerne.) sagte einmal dazu: "Das Böse triumphiert allein dadurch, dass gute Menschen nichts unternehmen."

Hatte er etwa recht? Die Bösen scheinen auf jeden Fall geboren zu sein mit unendlich viel Tatendrang, so engagiert wie sie da überall auf der Welt anderen die Köpfe einschlagen, sich in die Luft bomben, ausbeuten, unterdrücken, manipulieren und ihre Pläne schmieden. Auf der faulen Haut liegen sie zumindest nicht, den Vorwurf kann man ihnen als Letztes machen, so makaber es klingen mag.

Und die Guten? Sind sie wirklich die geborenen Sesselpupser, oder was meint er damit?

Ein wenig hart ist das Urteil nun aber schon.

Mit der weißen Fahne schwenkend, sich den kranken Köpfen entgegenstellen ist ja auch ein bisschen schwierig. Der ungleiche Kampf der Pazifisten eben. Weiße Fahne gegen Kalashnikov, die Rechnung geht wohl kaum auf.

Es haben sich schon immer zu allen Zeiten die Menschen und Völker die Schädel eingeschlagen, und Phrasen wie "aus der Geschichte lernen“ sind sicher schon öfter im Sande verlaufen. Wie soll die Welt das auch? Das Richtige zu tun meinen ja meistens alle Beteiligten, und so geht das Spielchen endlos weiter.

Was sagt uns das wohl?

Mir sagt es, dass das Ganze ganz schön verwirrend ist.

Wenn man noch bedenkt, dass Altruismus laut Wissenschaft angeblich ein Fehler der Evolution sein soll, dann wird die Sache so langsam immer komplizierter. Die Selbstlosigkeit lieber gleich über Bord werfen und jeden guten Gedanken im Sande ersticken? Nein! Nun mal nicht bockig werden.

Man muss ja nicht gleich den Weltfrieden anstreben. Den gibt es auch nicht, außer vielleicht in den Köpfen ein paar naiver Miss World-Kandidatinnen. Waren es nicht die, die sich das immer wünschen? Muss herrlich sein, wenn der Kopf aus rosa Zuckerwatte besteht.

Aber was mache ich, wenn mich mal wieder das ganze Drama verschlingt?

Auf jeden Fall etwas Gutes hinterlassen auf dieser Welt, das Leben schätzen und immer ein Lächeln zurückgeben, denn ich glaube, es ist ein Kreislauf, und vielleicht tobt genau deshalb in 7000 Jahren nicht der 6. Weltkrieg und es haben sich ein paar Menschen mehr dazu entschlossen, sich nicht gegenseitig zu vernichten, und meine Kreislauf-Theorie hat ihren Kreislauf vergrößert.

Vielleicht aber auch nicht, und es laufen nur noch ein paar Bekloppte auf der Erde rum und spielen weiterhin Krieg und Monopoly mit Menschenleben statt mit Spielgeld.

Dann flüchte ich mich in den Makrokosmos und hoffe, dass der gute Rest mit mir dann auf Proxima Centauri sitzt mit einer rosa Zuckerwatte in der Hand und endlich seine Ruhe hat. Solange kann die Erde von mir aus ihre Umlaufbahnen weiterziehen.

Schade wäre es allerdings schon, denn schön ist er ja, unser blauer Planet.

Mittwoch, 20. Mai 2015

Schlaflos, planlos, ratlos. Von nächtlichem Unfug.



Von jetzt an gibt es bei mir nur noch zwei Stadien von körperlichem Zustand. Es gibt die Zeiten, in denen ich eine wandelnde Schlaftablette bin, weil im Kopf mal wieder so überhaupt nichts stimmt und man ein paar neue Medikamente kreuz und quer mixt, weil das ja auf wundersame Weise die neue Superformel sein könnte. Das sind die Wachkoma-Zeiten, in denen mich sogar ein Sandkorn umhauen könnte und ich wochenlang gar nicht richtig wach werde. Ab und zu mal wieder etwas Neues probieren. Das gehört eben dazu.

Dann gibt es wieder Zeiten, in denen haben die Tage plötzlich 20 Stunden. Endlose, wache Nächte. Nicht, dass ich nicht müde wäre. Mein Körper fühlt sich an wie ein 200 Jahre altes Schiffswrack auf dem Meeresboden, aber mein Kopf will mir wohl sagen: "Wenn du nur lange genug wach bleibst, dann finden wir schon eine Lösung für alles."

So ein Blödmann. Der hatte ja nun wirklich schon genug angerichtet mit seinem Tumor. Der sollte mal schön den Ball flach halten.

Schlafmittel lehnte ich kategorisch ab. "Nein danke." Noch auf den ganzen Haufen Pillen mit drauf? Gerade erst war ich doch mein aufgedunsenes Gesicht losgeworden. Das ließ sich irgendwie anders lösen.

Oder auch nicht. So musste ich mich also erstmal mit nicht enden wollenden Nächten herumschlagen und bald merkte ich, das war ein hartes Stück Arbeit.

Langsam begriff ich, was mein Kopf mir sagen wollte: "Jetzt denk mal drüber nach. Was ist denn so alles passiert mit dir? Aufarbeiten und verarbeiten. Wir haben die ganze Nacht Zeit. Ansonsten ist morgen auch noch eine Nacht und übermorgen auch. Ich kann das Spielchen ewig spielen."

Mit meinem Kopf war ich seit diesem Tumor nicht mehr sehr freundschaftlich verbunden. Zur Adoption freigeben, dafür waren die Forschung und die Welt aber noch nicht bereit.

Also: Ausharren. Dem würde ich es zeigen. Mal wieder. Ich hatte den längeren Atem. Aufarbeiten und Verarbeiten waren totaler Quatsch, beschloss ich. Also ablenken, auch von den Schmerzen. Super Plan. Fernseher an? Das hatte ich schon lange nicht mehr gemacht.

Halbnackte Frauen, die sich am Finger lutschen. Super erotisch. Anrufen konnte man die auch noch. Wäre ich ein Mann, dann hätte ich das sicher sofort getan. Wäre bestimmt gut investiertes Geld gewesen in intensive, tiefgründige Gespräche. Da hätte ich bestimmt Einiges aufarbeiten können. Zu dumm, dass ich eine Frau war. Also Fernseher wieder aus.

Ein neuer Plan musste her. Es fiel alles von der Liste, was geistig anspruchsvoll war. Meine Gehirnfunktionen waren auf das Minimum reduziert. Schlaflosigkeit, Schmerzen und Medikamente führten zu beträchtlichen kognitiven Ausfällen. Vielleicht hätte ich doch das Telefon in die Hand nehmen sollen. Eine der halbnackten Frauen hätte mich sicher verstanden. Natürlich hätte sie das. Für fünf Franken die Minute.

Aber was sah ich da auf meiner Terrasse? Meine tote Yucca-Palme, die bereits vor einem halben Jahr gestorben war, nun langsam in der Ecke vor sich hin verweste und erheblich mein Landschaftsbild störte. Es sammelte sich so Einiges an, seitdem ich wegen des Mistkerls in meinem Kopf nicht mehr fahren konnte und mein Auto verkaufen musste. Beim Anblick der Yucca-Palme formte sich nun aber ein Plan in meinem Kopf.

Erstmal eine Extradosis Schmerzmittel nehmen und die Wirkung abwarten. So würde der Plan sicher von ganz alleine kommen.

Schon besser. Was war da noch mal? Ach ja, die Palme! Ab in den Wald. Gut, dass der direkt vor der Haustüre lag.

Ob das alles so eine gute Idee war? Erstmal musste die Palme sowieso von der Dachterrasse irgendwie nach unten kommen.

Erstes Problem dieser ganzen Aktion. Nun saß ich da mit "echten" Problemen, und irgendwie sah die Welt schon wieder ein bisschen schöner, versöhnlicher aus.

Prompt hatte ich aber die Lösung. Das Schmerzmittel schien zu wirken.

Da flog sie auch schon runter aus dem zweiten Stock und landete in der nächtlichen Stille vor der Haustüre. Ich folgte ihr, nahm aber sicherheitshalber nicht denselben Weg, sondern das Treppenhaus.

Unten angekommen schaute ich den dunklen Weg entlang in Richtung Wald. Dort sollte die Yucca-Palme ihre letzte Ruhe finden. Es flammte kurz der Gedanke in mir auf, dass diese ganze Aktion ziemlich absurd war und ich es doch mal mit Schlaftabletten versuchen sollte. Zu spät. Meine Entscheidung stand fest.

So schleifte ich die Palme auf dem immer dunkler werdenden Feldweg hinter mir her in Richtung Wald. Das mit dem Gleichgewichtsproblem, dem Gesichtsfeldausfall und der Palme im Schlepptau war keine gute Kombination. Wo war denn eigentlich der Mond, wenn man ihn brauchte?

Herrlich beruhigend war, dass meine Stürze außer meiner Palme und der Sterne am Himmel niemand sah. Der Mond schien ja Urlaub zu haben.

Hatte ich nicht früher mal Angst im Dunkeln? So ein Tumor schien alle anderen Ängste wohl in Luft aufgelöst zu haben.

Mitten im Nirgendwo, nur mit einer Yucca-Palme als Verteidigung – so langsam kam ich mir doch ein bisschen seltsam vor. Ich sollte schleunigst die Palme entsorgen und verschwinden. Sorgen machen, dass mich jemand sieht, musste ich mir aber wohl kaum machen. Wer sollte jetzt schon auf dieselbe Idee kommen, sich hier rumzutreiben.

Andererseits. Man wusste nie.

So, ins Dickicht schmeißen und dann ab nach Hause.

Ich schlief sofort ein. Aus Erschöpfung? Aus Verwirrung wegen meines nächtlichen Ausflugs Vielleicht hatte ich meine Angst einfach für einmal im Wald lassen können und habe sie mit der Palme weggeworfen.

Das schafft eben die beste Schlaftablette nicht. So etwas schafft manchmal doch nur die Natur und eine große Menge Unfug.

Donnerstag, 14. Mai 2015

Eine miese Diagnose und das Tagebuchproblem

Da beschäftigte mich eine Frage ganz plötzlich nun doch. Was würde wohl mit meinen unzähligen voll geschriebenen Notiz- und Tagebüchern passieren, wenn ich mal nicht mehr da bin? Da bekommt man diesen Hirntumor und als Letztes denkt man an solche Dinge.

Man hat zwar erstmal das Schlimmste überstanden, und plötzlich, eines schönen Tages, wacht man dann auf aus seiner Lethargie und hat kein größeres Problem als dieses, denn gesund ist man ja trotzdem nicht. Da schwebt man so in einem Zwischenzustand inmitten von hier und da und plötzlich hat man Zeit, sich dann doch ein paar ganz pragmatische Fragen zu stellen.

Wie zum Beispiel diese: Sollte das alles jemals von irgendeinem Menschen gelesen werden?

Der akute Notstand bricht aus. Was machen damit? Nachdenken! Du hast schon genug Zeit vertrödelt. Für die nächste Hiobsbotschaft bist du besser vorbereitet. Ein Bankfach mieten? Na, mal nicht übertreiben. Berühmt bist du nicht und sonderlich wichtig auch nicht. Das mit der Weltherrschaft hat ja noch nicht geklappt.

Vergraben, damit Archäologen sich in 1000 Jahren freuen können? Sofern man dann überhaupt noch in der Erde rumbuddelt. Kann man aber im Hinterkopf behalten.

Vernichten? Klingt am Plausibelsten. Zumindest das kleine, vollgekritzelte Jugendtagebuch, wobei ich mich nicht einmal erinnern kann, es überhaupt geschrieben zu haben. Kam der Mist wirklich aus meiner Feder? Aus welchem dunklen Loch meines Gehirns kam dieser Irrsinn? Waren es die Pubertätshormone oder hatte mein Hirntumor bereits einen Wachstumsschub?

Einige Seiten musste ich sofort vernichten nur für den Fall, dass ich heute aus Versehen von einem Kometen erschlagen werde oder meine bunten Pillen verwechsle und mich dann vor Scham im Grab umdrehe, falls das jemand lesen sollte. Ich schämte mich für mein 15-jähriges Ich doch seitenweise zu sehr fremd.

Rauf, auf den Scheiterhaufen mit dieser pubertären, literarischen Meisterleistung? Eigentlich die einzige, sinnvolle Option. Aber warum kann man sich noch nicht einmal von dem Unsinn trennen? Oder geht es nur mir so?

Was wird wohl werden aus meinen zahllosen anderen von Hand verfassten Geschichten, Texten, Notizen, Ideen und meinen phaseweisen Anfällen von Tagebuchschreiberei, die sich bei mir anhäufen?

Dem Datenklau werden sie jedenfalls nicht zum Opfer fallen, dank meiner ausgeprägten Vorliebe für Buch und Kugelschreiber, statt für Laptops und falls mein Gekritzel irgendwann überhaupt einmal gefunden wird und ich es bis dahin nicht bereits im Waldstück nebenan verbrannt habe, müsste sich irgendein Holzkopf ja erstmal die Mühe machen, das alles zu lesen. Es ist an Inhalt nun wirklich alles dabei und sicher hätten ein paar Berufsgruppen ihre helle Freude daran.

Ob es, wo auch immer ich dann bin, nachdem ich die Fliege gemacht habe, noch das Schamgefühl gibt? Ich hoffe jetzt einfach mal nicht, denn dann ist es mir ja einfach egal, was alle so denken. Sollen mal drin rumschnüffeln. Ich bin dann ja weg und gucke mir das Spektakel von wo auch immer an.

Jedoch bin ich weder berühmt, noch bin ich ein Goethe, bin keine Simone de Beauvoir und auch keine Amy Winehouse. Wird also wahrscheinlich kaum einen interessieren, was da so aus meiner Feder gekommen ist.

Vielleicht schreibe ich aber noch irgendeine mathematische Formel rein, kryptiere meine Texte und rufe damit, wo auch immer ich dann verstreut bin, den amerikanischen Geheimdienst auf den Plan. Ziel erreicht. Was hatte ich doch eigentlich noch mal im Sinn? Die Amerikaner und die Russen ärgern? Nein, nicht, dass ich mich erinnere.

Na, egal. Schadet hoffentlich nicht.

Aussenpolitisch.

Ölpreistechnisch.

Dann verbrenne ich mein Jugendtagebuch aber gleich jetzt sofort noch, sonst nimmt mich ja keiner mehr ernst. Man könnte höchstens interpretieren, es sei auch damals schon eine Geheimsprache gewesen. Was auch sonst?

Dann würde ich einen geheimnisvollen, sagenumwobenen Abflug machen von dieser Welt. Damit könnte ich leben. Oder auch nicht. Bin ja dann weg. Hört sich aber endlich nach einem Plan an. Und die ganzen Bücher müsste ich auch nicht verbrennen. Das würde wahrscheinlich sowieso in einem Großbrand enden. Nur mit dem Kryptieren muss ich mich wohl jetzt mal näher befassen.

So werde ich dann doch noch berühmt. Leider erst, nachdem ich die Fliege gemacht habe und sich die großen Köpfe der Welt fragen, was wohl mein Nonsense zu bedeuten hat.

Ich überlege mir das Szenario noch mal genauer. Vielleicht wäre das Verbuddeln doch ein bisschen weniger dramatisch. Ich lasse den ganzen Sinn und Unsinn erstmal auf dem Tisch liegen für heute.

Was soll's. Solange man meine Leichen im Keller nicht findet, ist erstmal alles gut.

Mittwoch, 6. Mai 2015

Eine Verschnaufpause für die Welt

Kann jemand mal bitte kurz die Welt anhalten? So 200 Jahre lang vielleicht? Oder vielleicht lieber doch gleich 2000 Jahre lang? Dann können alle mal wieder durchatmen, eine kleine Pause vom Fortschritt machen und die Evolution einfach mal Evolution sein lassen, ohne dass die Menschen mit ihrem Wissenschaftswahn, aber Mangel an Ethik darin rumpfuschen.

Ein kleiner Klon hier, eine chemische Waffe da.

Was würde wohl dann passieren, wenn es nicht mehr andauernd ein neues iPhone oder eine andere technische Spielerei gäbe? Nicht noch mehr neue Technik, von der man immer abhängiger wird und sobald sie mal ausfällt sofort der Notstand ausbricht?

Die Welt erstickt in Datenflut und ich mittlerweile auch, seitdem ich dieses Smartphone habe. Lange habe ich mich gewehrt und wollte einfach nicht im 21. Jahrhundert ankommen. Ich wusste gleich, das bringt nur Ärger. Sobald man diesen Minicomputer einmal hat, ist man verloren.

Nun mache ich andauernd überflüssige Fotos und weiß nicht, was ich mit meinen mittlerweile 1200 Fotos machen soll. Wer braucht schon Fotos von seinem Essen?

Es gab mal eine Zeit, da musste ich noch persönlich abmachen, weil es keine Handys gab. Pünktlich kommen musste ich dann blöderweise auch.

Man könnte jetzt meinen hier sitzt ein Dinosaurier und schreibt.

Aber was nun mit den Fotos? Löschen? Sichern? Aber dann ja wohl erstmal sortieren! Aber 1200 Fotos?! Na Halleluja. Und dann? Für die Nachwelt sichern? Wer will denn die in 100 Jahren noch sehen? Geschweige denn in 6 Monaten? Ist ja alles ziemlich schnelllebig. Das Interesse erlischt in ziemlich kurzen Abständen. Außerdem wurden bis dahin 100.000 neue geschossen und es gibt ja Milliarden andere Fotos, die in irgendwelchen Clouds darauf warten, entdeckt zu werden.

Was soll das überhaupt mit der Cloud? Jetzt hat sich das 21. Jahrhundert auch noch die arme Wolke einverleibt. Die kann doch nun wirklich nichts dafür, dass alle nur noch auf die Bildschirme, statt in den Himmel starren.

Anstatt sie mit Nacktbildern, schlechter Musik, überflüssigen Videos oder mit was man so eine Cloud sonst noch so zumüllen kann zu füllen, hätte man sie doch einfach am Himmel lassen können, wo sie hingehört. Da ist sie doch auch viel schöner. In 10 Jahren weiß kein kleines Kind mehr, was da oben eigentlich am Himmel schwebt.

Seit 200.000 Jahren treibt der Mensch sein Unwesen auf der Erde, da sei uns doch mal eine kleine Pause gegönnt, oder? Einfach mal eine Runde chillen. Den Blumen beim Blühen zugucken, der Sonne beim Untergehen, die Dinge so lange benutzen, bis sie auseinander fallen.

Oh Schreck, bei dem Satz kriegen die meisten sicher gleich die Krise!

Haben wir nicht genug Überfluss? Da ist doch sicher genug für eine kleine Pause da. Einfach mal alles stehen und liegen lassen. Ich stelle sofort den Antrag. Ja, wo eigentlich?

An das Ministerium für ungewöhnliche Vorschläge wahrscheinlich. Die haben sicherlich ein Formular dafür. Deutschland hat doch für alles Formulare. Ich frage mich einfach mal durch. Wenn der Antrag dann durch ist nach 1003 Instanzen und vor dem Bundesverfassungsgericht, dann kann es endlich losgehen.

Wir lernen endlich mal, uns mit ein bisschen weniger statt mit immer mehr zu begnügen. Das schafft ja auch der größte Rest der Welt. Wir werden sicher nicht gleicht tot umfallen. Zumindest nicht gleich alle auf einmal. Es gibt sicher einige, die sich sogar über mehr Zeit freuen und bei denen nicht gleich der Notstand ausbricht. Für die, die nicht wissen, was damit anzufangen, kann ich ja für den Anfang Notstellen einrichten.

Da wird für jeden etwas dabei sein. Meine erste Spende ist mein alter Nintendo. Super Mario wird sich sicher freuen, soweit er nicht an Alterserscheinungen gestorben ist.

Wie erkläre ich nur der jüngeren Generation, dass es das Spiel nicht in HD gibt? Es wird sich hoffentlich eine Lösung finden.

Bis es soweit ist ich übe ich schon mal das Verschnaufen. Das will nämlich auch gelernt sein.

Samstag, 25. April 2015

Dr. Simmel in der Zeitung!

Aus der Feder von Dr. Simmel ist auch anderswo zu lesen, nämlich in der Brigitte! (Für den Artikel dem Link folgen.)

Ausserdem ist ihr Blog jetzt auch auf Facebook: https://www.facebook.com/drsimmel liken!

Donnerstag, 23. April 2015

Neandertaler Theo und der Universalfehler der Kommunikation

Das Rätsel musste gelöst werden, es musste ein Konzept dahinter stecken. Vielleicht sogar ein Universalkonzept, warum die Sprache und die Schrift sich so langsam entwickelt hatten. Immerhin trieb die erste Homo-Gattung schon vor 2,5 Millionen Jahren ihr Unwesen auf der Erde, mit der Schrift ließ der Mensch sich aber ziemlich lange Zeit. Das ist immerhin erst 5300 Jahre her, seitdem der Mensch es schaffte, die ersten Zeichen auf paar Elfenbeintäfelchen zu kritzeln. Wahrscheinlich, weil so viel Unsinn dabei herauskam. Oder, weil wir vielleicht doch nicht so schlau sind, wie wir immer denken.

Mit der Sprache lief es auch schleppend. Was da unsere Vorfahren so an Lauten von sich gaben, war wohl eher dürftig. Bis der Homo sapiens kam.

"Houston, wir haben ein Problem. Der Selfie- und Video-Overload ist fast erreicht. Wir wissen nicht, wie die menschliche Spezies auf den Zusammenbruch reagieren wird. Vielleicht werden doch die weißen Mäuse die Herrschaft übernehmen müssen."

Per Anhalter durch die Galaxis und auf in ein neues Zeitalter? Solange sie es nicht twittern oder facebooken. Ja, solange sie nicht auch noch anfangen zu sprechen, die weißen Mäuse!

Wer wird schon überleben können, wenn das Netz zusammenbricht? Es wird ein einsamer, blauer Planet werden, aber immerhin die Energiekrise, die Vermüllung, das CO2-Problem, die
Ressourcenknappheit, das Bevölkerungswachstum und noch vieles anderes wären mit einem Schlage gelöst.

Was hatte sich Neandertaler Theo nur dabei gedacht, als er sich in der dunklen Höhle verewigte mit seiner rudimentären Wandmalerei vor 40.000 Jahren?

Gut, streng genommen war es der Homo sapiens, aber das ist für den Kontext nebensächlich. Steinzeit ist Steinzeit.

Da fragt sich also die Wissenschaft wirklich noch, warum der Neandertaler ausstarb? War es nun, weil er ein Fortpflanzungsmuffel war und zu beschäftigt mit Jagen und Sammeln, oder hatte er vielleicht vermutlich einfach keine Lust mehr, auf der Erde zu verweilen, als man auf einmal anfing, gegenseitigen Gedankenaustausch zu betreiben, und hatte dann vor etwa 27.000 Jahren endgültig die Nase voll?

Da beendete er nämlich seine Jahrzehntausende währende Karriere auf dem europäischen Kontinent und machte den Abflug – beseitigt von der Evolution.

Der Homo sapiens hingegen hielt hartnäckig an der Idee der Kommunikation und auch an seinem Fortbestehen auf der Erde fest, pflanzte sich lustig weiter fort, verfeinerte und optimierte sein Wissen und legte fleißig vor für uns.

Und was machen wir? Nun ja, die Entwicklung bis heute kennen wir ja alle zur Genüge dank der multimedialen Welt.

Mit dem evolutionären Fortschritt ging es kurzzeitig steil bergauf. Die Schrift, das Rad, das heliozentrische Weltbild, die Mondlandung, und so ging es lustig weiter.

Bis dann die steile Talfahrt abwärts kam.

Ab jetzt hieß es: Mitteilen um jeden Preis.

Will doch aber alles eigentlich keiner wissen. Oder etwa doch?

Vielleicht hatte ja auch nur ich das Konzept nicht verstanden. Ich schien sowieso irgendwie nicht so ganz im 21. Jahrhundert angekommen zu sein. Dabei ist es doch eigentlich ganz toll. Unendlicher Zugang zu Wissen, wann immer und wo man will. Nicht mehr in die Bibliothek rennen von 8 bis 18 Uhr und danach ist Sendeschluss.

Mit 250.000 Wörtern, die die deutsche Sprache umfasst, kann man unendlich viel Mist anfangen und genug Apps und Internetspielereien gibt es ja dafür.

Ist sie doch eigentlich eine Fähigkeit, die uns vom Tier unterscheidet, so könnte man doch manchmal meinen, bei dem sinnlosen Sprachgebrauch müsse so manchem wieder ein Fell wachsen. Dabei könnte sie doch richtig angewandt und klug genutzt so viel Wissen vermitteln. Aber auch dieses Wort wird für wilde Zwecke häufig missbraucht.

Muss ja aber doch schon viel Weisheit dahinter stecken, was die Kardashians und Co dieser Welt so von sich geben, oder kann man wirklich tatsächlich mit sinn- und inhaltslosem Geschwätz zum Multimilliardär werden?

Wo sind die Einsteins dieser Welt geblieben? Stattdessen werden wir mit den Kardashians bestraft. Ja, was genau ist eigentlich noch mal ihr Auftrag?

Wo sind die Marie Curies geblieben, die sich statt mit leerem Gelaber lieber zwei Nobelpreise verdienen?

Ein bisschen Nachwuchs gibt es ja aber doch noch zum Glück. Ein bisschen mehr Malala Yousafzais und starke Stimmen für die Welt, die schon mit elf friedlich nach Bildung für Mädchen rufen und dafür Schüsse in den Kopf und einen Friedensnobelpreis bekommen. Ein bisschen weniger Justin Biebers und Sprachrohre voller Müll, damit die Evolution nicht völlig für den Eimer war.

Freitag, 3. April 2015

Eine Psychose, Pinky und das halbe Brain

Psychotische Züge sollte ich also haben, entstanden durch meine exotische Kombination aus Hirntumor, Epilepsie, chronischen Kopfschmerzen, Migräne, Gesichtsfeldausfall, Medikamentencocktail und was weiß ich noch. Also erst einmal konnte man da ja nun wirklich ein bisschen schreckhaft werden und zweitens: Schon mal was von Sarkasmus gehört? Man musste nun auch wirklich nicht immer alles ernst nehmen, was ich sagte. So etwa 2/3 nicht.

Musste man aber anscheinend doch.

Nun gut, dann war es eben so. Ich hatte ja ohnehin nicht mehr viel zu sagen. Ab jetzt kannten mich alle anderen sowieso besser als ich mich selber. Die Kreativität der Ärzte und Therapeuten war auf jeden Fall grenzenlos. Mehr Diagnosen, mehr Probleme, mehr Geld.

Da hätte ich doch lieber einen Fußpilz oder eine Warze im Gesicht gehabt, fiel mir nur ein auf diese nächste Diagnose auf meiner langen Liste. Als ob der Hirntumor nicht reichte. War bei genauer Betrachtung aber auch von interessantem Vorteil. War da nicht etwas mit Genie und Wahnsinn? Klang auf den zweiten Blick dann doch irgendwie toll.

Durfte ich jetzt auch offiziell einen imaginären Freund haben? Auf jeden Fall brauchte ich entweder so einen oder neue, denn die alten wussten langsam zu viel.

Wie wohl mein imaginärer Freund aussehen würde? Nicht männlich und attraktiv auf jeden Fall, sonst würde ich mich womöglich noch verlieben. Das gäbe nur noch mehr Probleme und dann bräuchte ich ja einen zweiten imaginären Freund, um darüber reden zu können. Das schien mir alles sehr kompliziert zu werden.

Wer würde wohl in Frage kommen? Vielleicht Slimer, der kleine, grüne Geist aus Ghostbusters, der neben mir herschweben würde als treuer Begleiter. Wir wären Chip und Chap, Batman und Robin, Tom und Jerry, Fix und Foxy, Dick und Doof oder Ernie und Bert. Er wäre mein Pinky und ich das halbe Brain.

Mission: Everything is possible. Oder so ähnlich. Da würde ich noch mal genauer drüber nachdenken müssen, bevor ich den Vertrag aufsetzte.

Weltherrschaft? Kein Problem!

Raumschiff Enterprise klauen und eine neue Sternenflotte gründen? Logo!

Das Universum vor dem Untergang retten? Kein Problem!

Aber vielleicht erstmal klein anfangen. Musste ja nicht gleich jeder wissen, dass ich es drauf hatte. Macht zieht Schmarotzer an, das wusste ja nun jeder. Also: Keep calm und erstmal kleine Brötchen backen.

Auf was für Ideen man kam, sobald man so eine Diagnose hörte. Gut, dass ich doch keinen Fußpilz oder eine Warze im Gesicht hatte, sonst wäre ich wohl schon übersät damit gewesen. Dann doch lieber eine Psychose. Mehr Spaß, mehr Freunde, weniger Zeit verschwenden für Ausreden. Ab jetzt war nämlich fast alles möglich, zumindest an Fantasie. Frei nach dem Motto: Lieber verrückt als einer von euch.

Jetzt musste ich aber los. Die Sternenflotte wartete schon.

Dienstag, 17. März 2015

Selbstfindung und andere Trips

Mit 19 war das Leben hart. Ich hatte dann erstmal keine Zeit, ich musste mich erstmal selber finden. Was sollte es denn werden? Demokratie? Freie Wahlen? Nein danke, zu wenig Action. Es musste etwas Neues her. Ich wollte erschaffen!

Monarchie? Falsches Jahrhundert. Ein totalitärer Tyrann wollte ich nicht sein, obwohl mir sicher ein Thron und eine Krone auf dem Kopf gestanden hätten. Außerdem fehlte mir das blaue Blut, oder wie war das noch mal? Aber mich der Gegenströmung widmen und ein bisschen Geschichte schreiben, das wäre doch was gewesen, doch die Französische Revolution hatte ich knapp verpasst. Schade, prügelnd durch Paris laufen hätte mir sicher gefallen. Ok, Prinz Harry war noch auf dem Markt, aber nein, selbst die Aussicht auf eine Krone ließ mich rote Haare einfach nicht attraktiv erscheinen.

Kapitalismus? Der kam auf jeden Fall mit auf die Liste. Wie sonst sollte ich an neue Schuhe kommen? Aber nein, ich wollte doch die Welt retten und da passte so viel kapitalistischer Eigennutz nicht ins Konzept. Also wieder runter von der Liste. Die neuen Schuhe würden dann wohl Birkenstock-Sandalen sein, so wie es aussah. Die Welt retten in High Heels? Da nahm mich doch keiner ernst.

Sozialismus und Kommunismus strich ich gleich. Schöne Grundideen, egalitäre Gesellschaft, soziale Gleichheit und gerechte Güterverteilung, aber das schien ja doch nicht zu funktionieren und ich wollte mich nun wirklich nicht mit dem Westen anlegen. Also weg damit!

Diktatur? Nein! Davon will ich an dieser Stelle auch gleich mal jedem abraten!

Häuptling vielleicht? Ich würde sicher ein paar Anhänger finden im südamerikanischen Dschungel.

Aber herrje, was war nun eigentlich noch mal mein Ziel? Love, peace and happiness? Na klar, das auch, und der Weltfrieden, wie konnte ich den vergessen. Konzentration!

Die Liste schrumpfte so langsam. Das Einzige, was ich bis jetzt hatte, waren meine Birkenstockschuhe. Ganz schön magere Ausbeute. Wenn ich Birkenstock gut kombinierte, dann konnte es stilistisch vielleicht noch was werden. Musste ich dann aber auch in Batikkleidern rumlaufen? Mir waren die Regeln noch nicht ganz bekannt, aber von dem, was ich so gesehen hatte, schien dies doch ein fester Bestandteil zu sein in der politischen Friedensbewegung. Oder waren das die 70er?

Gab es Birkenstock auch mit Glitzer? Fragen durfte man ja wenigstens. Das mit der Kleiderfrage ließ sich lösen irgendwie, und nun sah ich es auch vor mir. Ich wollte die Anarchie. Schreiend durch die Strassen laufen und die neue Weltordnung verkünden. Anarchiiiiiie! Mit geballter Faust. So sah ich es vor mir. Auch hier musste ich noch an den Details arbeiten, aber das politische Grundgerüst war schon mal da. Da soll mir dann noch mal einer erzählen, das sei alles politische Utopie. Denen wollte ich es allen zeigen. Gleichwertigkeit, Gewaltfreiheit und freie Liebe, oder so ähnlich. Ich würde einen pazifistischen Hippiehimmel auf Erden Gründen. "Make love, no war."

Die Details, die Details. Wie sollte ich vorgehen? Nicht so punkmässig mit Hausbesetzungen. Das passte nicht in mein Konzept. Hatte ich überhaupt eines? Ach egal, sobald ich die passenden Schuhe und mein Outfit hatte, würden die Ideen schon von alleine kommen. Das war auch immer so mit dem Sport. Erst wenn man das richtige Outfit hatte, ließ sich richtig Workout machen.

Nun brauchte ich noch eine philosophische Ansicht, einen Glauben, irgendetwas Transzendentes. Das musste schließlich alles Hand und Fuß haben.

Atheismus? Vielleicht ein bisschen hart geurteilt. Ich wusste ja nun wirklich nicht, ob es einen Gott gibt oder nicht, da musste ich ja nicht gleich das ganze Gotteskonzept über den Haufen werfen. Dann lieber auf den religiösen Zug aufspringen. Und nun? Das war gar nicht so ganz einfach, denn die Auswahl war schließlich groß. Was sollte es werden?

Eine Naturreligion? Im Wald nach Geistern suchen? Ich strich mal die Naturreligionen, obwohl sie doch irgendwie ihren Reiz hatten, aber der Weltfrieden konnte nicht warten, bis ich mich in die Materie eingearbeitet hatte.

Judentum und auf den Messias warten? Warten tat ich schon genug auf irgendetwas. Das mit den Schläfenocken irritierte mich auch ein wenig und dann keine Verkehrsmittel und elektronischen Geräte im Sabbat benutzen. War der Ruhetag da nicht dahin?

Christentum? Die Feiertage waren ja ganz schön. Weihnachten kam der Weihnachtsmann, obwohl ich noch immer nicht verstand, was das mit der Geburt von Jesus zu tun hatte, und Ostern kam der Osterhase, und auch da verstand ich nicht, was das mit seiner Auferstehung zu tun hatte. Ich war doch nicht so ganz überzeugt von der Sache.

Islam? Kein Schweinefleisch mehr? Warum denn nicht? Ok, das Schwein hatte Schwein gehabt, aber kein doppelter Cheeseburger mehr ab und zu mal auf die Hand. Nein, es musste eine andere Lösung geben.

Buddhismus! Das musste es sein. Friedlich, tiefenentspannt und dazu noch exotisch. Aber hatte nicht mittlerweile jeder einen Buddha zu Hause? Nein, auf den Zug wollte ich nicht aufspringen. Ich war einzigartig und ich war ein Erschaffer! Ich war ein Freidenker, und ich wollte der Welt etwas geben. Ja, und was las ich da? Frauen durften den Goldenen Fels in Myanmar, das buddhistische Heiligtum, der nur von 2 Haaren Buddhas im Gleichgewicht gehalten wird, nicht berühren? Da war sie hin, die Tiefenentspanntheit. Ich war ja nun wirklich keine Feministentante, aber das war zu viel.

Ich strich auch gleich den Hinduismus.

Blieb mir noch der Konfuzianismus. Menschlichkeit, Nächstenliebe, Gerechtigkeit, Weisheit. Das hörte sich doch alles nach Friede, Freude Eierkuchen an, und erfüllte ich nicht alle Voraussetzungen?

Was für ein Vorbild würde ich sein! Herrlich! Der aufsteigende Stern am Himmel. Ich sah es schon vor mir.

Aber um wirklich eine eindeutige Entscheidung zu treffen und ganz sicher zu sein, sollte ich mir auch noch wenigstens kurz den Satanismus mal anschauen. Sekten, Tieropfer, schwarze Messen? Mein Kindheitstrauma von Himmel und Hölle reichte mir dann doch schon. Weg mit dem Teufel!

Agnostizismus? Das schien mir dann doch ein guter Kompromiss. Einfach mal offen lassen die ganze Sache, nichts bestreiten, die Existenz von Gott und überhaupt allem grundsätzlich für möglich halten und dann würden alle glücklich sein in meiner kleinen, neuen Community.

Nun hatte ich aber wirklich viel erreicht für einen Tag. Das passende Gebiet würde ich schon annektieren, das schafften ja auch andere andauernd, eine kleine Insel für den Anfang, und sonst eben doch erstmal mit Hausbesetzung anfangen.

Jetzt war ich aber wirklich erschöpft. Das musste ich erstmal sacken lassen. Eine anarchistische Agnostikerin und Freidenkerin in glitzernden Birkenstocksandalen, die lauthals die neue Gesellschaftsform verkünden würde. Für den Weltfrieden! Ganz im Sinne des Altruismus, selbstlos und idealistisch!

Was war das anstrengend, so politisch aktiv zu sein. Aber ich war 19 und voller Energie. Nichtsdestotrotz, auch die beste Jungpolitikerin hatte sich eine Pause verdient und nun musste ich erstmal ganz freidenkerisch mit einem Prosecco auf mein neues Ich anstoßen.

Ein neues Kleid lag sicher auch im Budget.

Prost Simönchen, hast du gut gemacht!

Mittwoch, 11. März 2015

Das Leben ist kein Ponyhof?

Das Leben ist kein Ponyhof. Wirklich? Ist mir im Übrigen schon aufgefallen. Zum Glück ist es das auch nicht. Das wäre ja auch noch schlimmer.

Ein Ponyhof? Was soll das überhaupt heißen? Man kann nicht alles haben? Wir sind hier nicht bei "Wünsch dir was"? Das Leben ist ein Hühnerstall? Alles ist ganz furchtbar ernst? Wenn das Leben also kein Ponyhof ist, was ist es denn dann? Wenn jemand einfach so entscheiden kann, dass das Leben kein Ponyhof ist, dann könnte man doch auch einfach entscheiden, dass das Leben einer ist.

Ich war zwar noch nie auf einem, aber ich glaube ich mag Ponyhöfe nicht. Erinnert mich irgendwie an Gülle, Mistgabeln und Pferdeäpfel. Ganz schön viel Landidylle auf einem Haufen. Ist ja aber auch nur eine Metapher. Bei mir dürfte es dann gerne heißen: "Das Leben ist keine Wellness-Oase."

Wer also meint, das Leben sei kein Ponyhof, dem rate ich: Sucht euch doch euren Ponyhof! Irgendwo wartet er schon auf euch. Na klar, ein bisschen Gülle sammelt sich immer, egal wo man ist, das darf man nicht vergessen, selbst auf einem Ponyhof. Der Illusion der heilen Welt darf man sich nicht hingeben. Das wäre ja nun auch zu einfach.

Aber man hat auch immer die Wahl zwischen der Antwort, ob das Glas nun halb leer oder halb voll ist. Die Hiobsbotschaften kommen ganz von alleine, auf die muss man nur warten, aber die guten Dinge, die muss man sich manchmal eben mit ein bisschen Aufwand erarbeiten. Das ist leider so. Das hat wohl jemand irgendwann, irgendwo einmal entschieden.

Da hat er die Würfel an dem Tag wohl mit der falschen Hand gerollt. Pech gehabt. Manchmal, mit ein bisschen Glück, trampelt man vielleicht mal in einen Eimer voll Gold. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt, und das ist auch gut so, weil man uns ja schon unserer Ponyhöfe und Wellness-Oasen beraubt hat.

Ich plädiere deshalb dafür, dass wir zurück dürfen auf unsere Trauminseln, Yachten, Privatstrände oder grünen Oasen, und wenn mal wieder alles schiefer als schief läuft, die Flucht nach vorne in die geistige Traumwelt ergreifen und sagen können:

"Doch, das Leben ist ein Ponyhof."

Dienstag, 3. März 2015

Neulich auf dem Esoterik-Kanal

Die Ursula, die hatte ein Problem. In ihrem Haus. Zum Glück gibt es ja da den Esoterik-Kanal. Hört sich jetzt erstmal absurd an, ist es aber gar nicht, das weiß ich nämlich jetzt.

Da gibt es nämlich die esoterische Haussegnung. Die Ursula, die brauchte die. Die hatte nämlich einen Hausgeist. Die Haussegnung, und da war ich ganz überrascht wie viel doch die Esoterik kann, ist auch spezialisiert auf Wertsachen im Keller. Wer braucht denn da noch eine Hausratversicherung. Weg damit!

Lieber Maik, den Hexer, anrufen. Für 4,50 Euro/Min. bekommt man da sogar noch nützliche Lebenshilfe dazu. Praktisch umsonst. So was bietet doch nun wirklich keine Versicherung! Der Hexer Maik hatte das Problem sofort erkannt. Das Spukphänomen. "Kennt ihr das auch", fragte er mit grossen Augen, "plötzlich klopft da was?"

Unheimlich an der ganzen Sache war eigentlich nur der Maik, und bei dem klopfte wirklich was. Aber nicht an der Wand. Mit viel Tamtam und Hokuspokus zauberte er der Ursula einen Schutzschild aus purem Licht um ihr Haus. "Das hält aber nicht für immer", gab er ihr noch mit auf den Weg. Logisch! Der Hexer Maik muss ja auch irgendwie seine Hausratversicherung zahlen.

Dann kamen Gitti, die Wicca-Hexe, und ihre sprechenden Steine. Steine kannte ich nun viele, aber sprechende? Nun gut, man muss nicht alles verstehen.

Die Helga rief an. Helga sei wohl negativ eingestellt, sagte die Kartenkonstellation. Wegen des Sarges. Auf der Karte. Aber der Engel kann helfen. Ach ja, die Engel. Helga müsse unbedingt aufräumen in ihrem Umfeld. Ja, wer muss das nicht.

Nun zog die Hexe Gitti, Hokuspokus, das Negative vom Energiebaum raus und reinigte es. Uiuiui, spannend, was die Hexe alles kann, wenn sie den Zauberstab so über ihre Karten schwenkt. Versprechen musste die Helga ihr aber noch, nie wieder negativ zu denken.

Oha, großes Versprechen. Die Helga versprach es aber. Der Zauber schien also zu wirken. Oder die 4,50 Euro, die sie zahlte.

"Hast du denn noch eine Frage?" – "Ja, die Liebe." – "Das wusste ich schon", sagte die Gitti. Ja, natürlich wusstest du das. Du weißt ja auch alles. Haben dir wohl schon die Steine verraten. Na, was sagen denn die Karten? "Dein Mann unterhält sich mit einer anderen Frau."

Oh, jetzt sah sie auch noch den Sarg. Was jetzt das wohl hieß? "Bei euch ist alles wie tot", teilte ihr die Hexe mit. Ja, wollte die Hexe sie denn in den Selbstmord treiben? Meine Güte! Um ein bisschen esoterischen Firlefanz zu verkaufen musste man ja nun nicht gleich mit so harten Geschützen kommen, Gitti.

4,50 Euro/Min., ein Spottpreis, um seine Aura, seine Seele oder seinen Keller zu reinigen, oder? Da wünschte ich mir, dass ich mit solch einer Gabe geboren wäre, aber leider bin ich keine Bibi Blocksberg und auch keine Gitti.

Zum Schluss noch eben schauen, ob es irgendwelche schwarz-magischen Angriffe gab. "Helga, nun stell dich vor den Spiegel und sag Stopp." Dabei mischte die Gitti ganz professionell die Zauberkarten. "Stopp!" – "Keine schwarz-magischen Angriffe", diagnostizierte die Hexe.

"Ja, aber mir geht es doch schlecht", jammerte die Helga. Das kann doch alles gar nicht sein. "Dann muss es ein alter Angriff sein", erklärte ihr sogleich die Gitti. Schlagfertig ist sie ja, und eine Erklärung für alles hatte sie auch schon parat, natürlich mit der passenden Lösung für das Problem.

Nun brauchte man aber starke Nerven.

"Hör gut zu", erklärte ihr die Gitti. "Es gibt ein Ritual, das den alten Angriff verbannen kann, der in dir hockt. Du besorgst dir ein Stück Papier und schreibst alle negativen Gedanken auf. Dann besorgst du dir einen Stein von draußen (immer diese Steine!) und legst ihn auf das Papier drauf. Dann sammelst du deinen Speichel zusammen, spuckst auf den Stein und wiederholst das so lange, bis zu meinst, alle negative Energie ausgespuckt zu haben."

Sag mal Gitti, spinnst du?

Nein, das meinte Gitti wohl nicht und auch die Helga nicht, denn die hörte immer noch aufmerksam und zustimmend zu. Nur ich schien irritiert. "Dann", erklärte Gitti weiter, "umwickelst du den Stein mit Wolle, gräbst ein Loch an einem Baum und vergräbst alles zusammen mit einem Stück Brot und einem Eierbecher voll Rotwein an einem Baum." Bitte was?

Doch! Das war ihr ernst, denn die Hexe fuhr einfach fort, als hätte sie ihr gerade die Wettervorhersage vorgelesen.

Ach Gitti, was soll denn das. Willst du denn, dass die Leute im betreuten Wohnen landen?

"Das ist ein Energieritual", erklärte die Hexe, "und wenn es dir dann aber nicht besser geht, dann solltest du aber zum Arzt gehen."

Aha, Gitti. Dann hast du wohl doch so schon einige Abmahnungen bekommen. Dagegen half auch kein esoterischer Schutzschild.

Donnerstag, 26. Februar 2015

Viele bunte Pillen, ein rosa Elefant und sein Freund, das Einhorn

Ich wachte eines schönen Morgens auf und war auf dem Weg in die Küche für den ersten der drei obligatorischen Kaffee, als ich plötzlich über einen kleinen rosa Elefanten stolperte. Wo kam denn der jetzt her? Einfach mal fragen, er wird ja wohl nicht beißen. Oder beißen Elefanten? Vor allem bei den rosa Elefanten kannte ich mich nicht besonders aus. Aha, von draußen kam er. Na, das hätte ich mir ja auch gleich denken können. Blöde Frage. Wer drin war musste ja von draußen gekommen sein.
So, erstmal Kaffee und die bunte Morgenration. Was das sei? Ach das. Die bunten Pillen nimmt man, wenn man einen Tennisball im Kopf hatte, die da für die Nebenwirkungen, die für die Nebenwirkungen von denen da und die blauen und gelben fallen mir vielleicht wieder nach dem dritten Kaffee ein. Cheers.

So, nun aber los. Therapien. Kommst du mit? Ja, hab nichts vor. Nehmen wir mein Einhorn? Du hast ein Einhorn? Ja, was meinst du denn, wie ich hierher gekommen bin? Etwa zu Fuss? Ja, stimmt, hätte mir eigentlich gleich denken können, dass ein rosa Elefant nicht zu Fuss in meine Küche marschiert. Aber ich war auch noch nie ein Morgenmensch gewesen und brauche immer ein bisschen, bis der Motor läuft. Dann hab ich auch noch eine lange Leitung und die Pillen tun ihr Übriges. Also logisch. Elefant kommt auf dem Einhorn. Mannoman.

Noch einen Schluck Kaffee. Also heute kein Bus, super. Da fing der Tag ja endlich mal gut an.
Mit meinem kleinen rosa Freund im Schlepptau torkelte ich die Treppe runter, Treppen waren so meine Schwäche. Mal gucken, was da auf mich wartete. Es war ein schönes Einhorn. Weisses Fell, weisses Horn, Einhorn halt. Gut, nicht dass ich Vergleichsmöglichkeiten hatte.

Was die Leute wohl sagen würden, wenn sie uns sahen? Aber niemand schaute. Ich war wohl wirklich zu lange out of order, denn anscheinend hatte sich evolutionstechnisch Einiges getan, dass man so einfach unbehelligt mit zwei Fabelwesen durch die Strassen reiten konnte. Vielleicht war es aber auch die elende Mitleidsnummer. Die arme, crazy Tumortante.

Ich war mir aber nicht so ganz sicher, ob ich meine Morgengeschichte erzählen sollte heute. Die Sache roch nach Hinterhalt, denn der Tag gurkte mich heute so gar nicht an. Irgendwas war faul und ich hatte gelernt, dass man den Therapeuten am Besten gar nichts erzählte. Mehr Infos, mehr Probleme.

Also parkte ich mein Einhorn und den rosa Elefanten draußen vor der Tür, brachte den Tag hinter mich und versuchte, mich nicht zu verplappern.

Heute war einfach mal alles super. Therapien super, Therapeuten super, alles super. Mir schien die Sonne aus dem Arsch, was wohl für einige Verwirrung sorgte. Als sei ich sonst nie das blühende Leben. Also ehrlich, ich hatte auch manchmal Spaß bei den Therapien. Dann war der Therapietag zu Ende und siehe da, meine neuen Freunde hatten geduldig auf mich gewartet. Von so viel guter Laune heute war ich ganz schön fertig.

Lieber mal schnell nach Hause reiten und eine Runde auf's Ohr hauen. Über meinen neu gewonnenen Gemütszustand und meine zwei neuen Freunde konnte ich auch noch später nachdenken, und so fiel ich dann ins Land der Träume.

Hatte ich einen ziemlich langen Traum, oder sollte ich mir doch mal ein paar Nebenwirkungen durchlesen? Nach dem Einhorn und dem rosa Elefanten suchte ich auf jeden Fall vergeblich, als ich wieder aufwachte. Mein Bauchgefühl sagte mir, dass ich ab morgen wieder den Bus nehmen musste und mein Kopf wieder genauso schwer und schmerzhaft sein würde wie gestern.

Es sei natürlich denn ich machte, was auch immer ich heute Morgen gemacht hatte. Lesen Sie die Packungsbeilage oder fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker. Ich wette, in der Packungsbeilage würde ich darüber nichts finden, zumindest nicht in der offiziellen.

Also mal lieber den Arzt anrufen. War die letzte Medikamentenerhöhung vielleicht ein bisschen hoch? Wieso? Ach, nur so. Schwindel? Ja, mit viel Phantasie kann man es so auch nennen. Hm, ja dann war das wohl ein bisschen viel. Dann wieder runter mit der Dosis. Bei Epianfällen oder neurologischen Ausfällen melden, gell? Ja, das sehen wir dann. Wenn die wüsste.

Tschüss Einhorn, hello reality. Danke Pharmaindustrie for a very beautiful day.

Dienstag, 24. Februar 2015

Wilde Weltuntergangstheorien. Wo bitte schön soll sie denn hin, die Welt?

Der Weltuntergang. Das große Wort seit Jahrtausenden. Ja und wo bitte schön geht denn die Welt dann hin? Nach unten von wo aus gesehen denn?

Oder ist es etwa metaphorisch gemeint? Geht sie etwa gar nicht unter? Also nach unten, sondern löst sie sich meinetwegen in einem Feuerball in ihre Bestandteile auf? Was aber nützen denn eigentlich, ob metaphorisch oder nicht, den ganzen Weltuntergangsspezialisten und super Vorbereiteten für den Ernstfall die selbstentworfenen Kellerschutzbunker in den Wüsten Texas?

Oder waren die für die schon lange erwartete Alieninvasion? Mag sein, dass ich dies bei all dem ganzen Wirrwarr nun verwechsle.

Die einen geben ihr ganzes Vermögen für die ersten 5 One-Way Tickets ohne Rückfahrmöglichkeit zum Mars aus, und die anderen haben Angst vor einer Marsmänncheninvasion. Bei so viel Absurdität habe ich schon wieder den Zustand völliger Meinungsfreiheit erreicht und bin in jedem Fall auf gar nichts vorbereitet.

Da kann ich wohl nur draußen stehen und winken, wenn dann das Raumschiff landet oder was auch immer mich dann erwartet, oder die Erde untergeht oder auch nicht, hoch oder runterrutscht in der Milchstrasse oder zu Sternenstaub explodiert.

Vielleicht finde ich ja ein wenig Trost darin Geld, Schweiß und Nerven für einen Schutzbunker gespart zu haben, denn nicht einmal der Weltuntergang ist heutzutage noch umsonst.

Wenn die Marsmännchen allerdings mit keinen guten Absichten kommen und mich direkt verschlingen, hätte ich mir vielleicht für eine Sekunde so einen blöden Bunker gewünscht. Andererseits halten auch Dosenvorräte nicht bis in alle Ewigkeit, und ob ich mir den Adrenalinkick in einem dunklen Keller in der Wüste Texas gewünscht hätte mit Dosenbohnen als Henkersmahlzeit, das weiß ich nicht so recht.

So bleibt also alles beim Alten. Ich bleibe hier, schaue in den Himmel und warte auf nichts außer vielleicht auf den nächsten Regenschauer oder auf den Bus, während andere bereit sind für alles.

Sonntag, 22. Februar 2015

Pluto, Planeten und intergalaktischer Müll

Wenn Pluto sein Planetenstatus aberkannt werden kann, was ist dann wohl noch alles möglich auf der Welt?

Immerhin durfte er sich 75 Jahre lang stolz einreihen in die Planetenliga von Erde, Merkur, Venus, Mars, Uranus, Saturn, Neptun und Jupiter. Ja und was ist er nun? Intergalaktischer Müll? Geht das so einfach?

Die Nachricht machte mich damals wirklich traurig, so wie eigentlich der Grossteil an Informationen im Fernsehen. Man kann ja heutzutage nicht einmal den Kinderkanal anmachen, ohne dass man irritiert ist. Yu-Gi-Oh oder Naruto? Wo ist Biene Maja und Co geblieben? Kein Wunder, versteht man da die Welt nicht mehr.

Also halte ich mich lieber an der Vorstellung fest, dass Pluto nun wieder in Ruhe mit Goofy spazieren gehen kann, ohne von irgendwelchen Astronomen erst wissenschaftlich zerlegt und dann doch bedeutungslos dem Weltall überlassen zu werden. Herzlose, wissenschaftliche Willkür. Auch in die Astronomie gehört Ethik!

Aber so haben sich dann doch noch einige Wissenschaftler erbarmt und ihm zumindest den Titel Zwergplanet verliehen. Immerhin etwas, denn auch die Fruchtzwerge sind ja nun schon seit mehr als 30 Jahren als Zwerge erfolgreich.

Das gibt doch noch Hoffnung auf ein Happy End.

Samstag, 21. Februar 2015

Putins Panzergeprotze und tote Friedenstauben

Es ist also keine friedliche Lösung in Sicht in der Ukraine-Krise? Dabei ist Putin doch eigentlich bekannt für seine Gesprächs- und Kompromissbereitschaft. Menschenrechte liegen ihm am Herzen, in seiner Freizeit züchtet er Friedenstauben und sein Volk liebt ihn für seine Humanität.

Was also ist schief gelaufen? Warum hat die Waffenruhe nicht gehalten? Bitte schön, hier haben Sie die Krim zurück und entschuldigen Sie die ganzen Kriegsopfer.

Hatte man sich das so vorgestellt?

Gehen wir zurück in die Geschichte und betreiben ein bisschen Kriegsforschung. Wurden Kriege bis jetzt nicht immer mit einem Händeschütteln beendet? Ein Land will Gebiet, was das andere Land hat, weil es das mal besaß, nun aber nicht mehr oder jetzt plötzlich möchte. So oder so ähnlich. Immer dasselbe Theater. Alles, was es dafür braucht, ist ein psychopathischer Narzisst, der genug Skrupel hat die Zivilbevölkerung dafür bluten zu lassen. Putin zum Beispiel.

Und wenn es nicht um Land geht, dann eben um Macht, Ideologien, Ressourcen, Nationalismus, Religion und ganz viel mehr, auf das man noch kommen kann, wenn man eben möchte. Wer Panzer und Waffen hat, der will auch damit spielen, oder?

Der Völkermord in Ruanda mit den knapp eine Million sinnlosen Opfern, weil die Hutu meinten, sie müssten die Tutsi-Minderheit abschlachten. Rassismus ausgeartet in seiner schlimmsten Form, Entmenschlichung und Ausrottung einer ganzen ethnischen Gruppe. Ob Männer, Frauen oder Kinder, dem Massaker konnte sich niemand entziehen und in den kranken Köpfen konnte man lange nach einem Funken Menschlichkeit suchen. Ein Genozid, der mit Macheten und Keulen seinen Höhepunkt erreichte. Schusswaffen waren zu teuer und das Ziel wurde ja erreicht. Sie folterten, verstümmelten, vergewaltigten, erniedrigten und zeigten die ganze Bandbreite menschlicher Grausamkeit. Die internationalen UN-Blauhelme waren in dieser Tragödie wohl leider eher Blindhelme. Das Ende des Schlachtens war noch mehr Blutvergiessen. Weisse Fahnen wurden auf jeden Fall nicht geschwenkt.

Der Vietnamkrieg mit seinen Millionen Kriegsopfern, weil Nordvietnam Südvietnam wiederhaben wollte. Das war ihnen Millionen Menschenleben wert, und auch die USA mischte sich ein. Warum nochmal? Aus Nächstenliebe? Oder aus Angst, die Grenze könnte sich von Vietnam direkt über den grossen Teich bis in die USA verschieben und die kommunistische Welle sie überrollen? Das war Präsident Johnson auf jeden Fall über 58.000 eigene tote US-Soldaten wert für eine Grenze, die nicht seine war. Aber Präsident ist man schliesslich nur ein Mal im Leben, und wann bekommt man noch mal die Möglichkeit, vom Oval Office aus mit U-Booten, Kampffliegern, Napalmbomben oder Raketen zu spielen.

Aber das kostet ja auch alles Geld und schliesslich überlässt man das Land in Asien dann doch lieber wieder sich selber. Glückwunsch Nixon, denn der war mittlerweile an der Reihe, die Knöpfe zu drücken.

Der Bosnienkrieg mit Hunderttausenden Toten. Kriegswirren um Unabhängigkeitserklärungen und internationale Anerkennung, deren Höhepunkt beim Massaker von Srebrenica in einen Völkermord gipfelte, bei dem 8000 Bosniaken durch serbische Einheiten exekutiert wurden, wenn sie nicht schon vorher in der angeblichen UN-Sicherheitszone verhungert waren. Aber auch serbische Zivilisten fielen Massakern zum Opfer, nur endete es nach UN-Maßstäben nicht in einem Genozid. Alles Definitionssache. Alles nur Zahlen. Oder?

Oder der nicht endende Kampf um den Gazastreifen zwischen Palästinensern und Israelis. Um was geht es eigentlich noch? Um das Gebiet? Die Religion? Um die Ehre? Und wo bleiben die Menschen?

Wer ist schon unschuldig im Krieg? Die Seite, die keine Kriegsverbrechen begeht, weil sie die Regeln des Krieges befolgt? Frieden ist wohl doch nur die Abwesenheit von Krieg. Schade, denn dann werden wohl auch noch die nächsten 100.000 Jahre die Friedenstauben abgeknallt werden, die Panzer weiterrollen und auf Menschenrechten wird weiter mit Füssen herumgetrampelt.

Schön für Putin und den ganzen Rest der politischen Oberliga. Es sind ja auch nicht sie, die nachts im Keller sitzen, auf den Frieden hoffen und ganz sicher die Welt nicht mehr verstehen. Dass man dem Mann keinen Riegel vorschiebt, den Pass wegnimmt und ihn nun endlich selber in eines seiner Lager nach Sibirien verbannt...

Aber ich bin eben auch kein Politiker und deshalb entzieht es sich wohl meinem Verständnis. Ich bin nur ein ganz gewöhnlicher Mensch. Das wird wohl der Unterschied sein.

Mittwoch, 18. Februar 2015

Von Pinguinen, Eisbären und einer Tasse Kaffee

Neulich, bei einer Tasse Kaffee mit einer Freundin, erzählte ich von meinem neuesten Kapitel in meinem Kinderbuch, das ich gerade am Schreiben bin. Am Nordpol war ich angelangt und der kleine 7-jährige Oscar fragte sich, warum Eisbären keine Pinguine fressen. Damit wäre das Thema dann eigentlich schon abgehakt gewesen, hätte sie nicht entgegnet: "Ja, warum eigentlich?"

Die Frage versuchte sie sich dann auch gleich noch selber zu beantworten. Vielleicht, weil Pinguine nicht schmecken? Weil sie immer wegfliegen bevor der Eisbär sie am Schwanz packen kann? Oder weil Eisbären Vegetarier sind? Da war doch irgendwas! Es wurde immer kurioser und die Natur mit einem Schlage in eine Comicwelt verwandelt.

Ich fragte mich, ob ich aus dem Kinderbuch nicht lieber doch ein Buch für Erwachsene machen sollte. Bedarf schien es ja zu geben. Ja, ganz genau, irgendwas war da, richtig.

Zum Beispiel der Südpol, dazwischen ganz viel Land und Wasser, ein paar Länder und Kontinente, also praktisch die halbe Welt und dann kommt irgendwann der Nordpol und ein paar schmelzende Eiskappen. Auf dem Südpol watscheln die Pinguine rum, den Robben schmecken sie ganz gut anscheinend und nein, Pinguine können nicht fliegen. Das war jetzt auch gemein, denn immerhin haben sie ja Flügel und wenigstens dieser biologische Fakt war dann ja anscheinend bekannt. Sofern sich also ein Eisbär nicht in den nächsten Flieger an den Südpol setzt, wird ein Eisbär so schnell keinen Pinguin auf dem Speiseplan haben. Ja genau, das war da!

Freitag, 13. Februar 2015

Ein neues Hirn vom Osterhasen

Seit nunmehr über zwei Jahren wünsche ich mir zu jedem Weihnachten, jedem Geburtstag und jedem Ostern ein neues Gehirn und jedes Mal werde ich enttäuscht.

Die Erklärung, dass die Wissenschaft noch nicht so weit sei, könnte natürlich schlüssig sein, dennoch, ich kann sie noch immer nicht so ganz akzeptieren. Vielleicht ist es aber auch ganz gut so. Lieber ein Gehirn, dem ab und zu mal die Sicherung durchbrennt als doof sein, denn wer weiß, was ich da so bekäme. Nicht, dass man sich am Ende noch den Hirntumor zurück wünscht. Also darf ich mir, wie das in Alladin's Welt so ist, natürlich etwas anderes wünschen, und so wünsche ich mir eine Million Franken in unnotierten Scheinen.

Aber auch der Wunsch wird nicht erfüllt und hier kann mir nun keiner erzählen, die Wissenschaft sei noch nicht so weit, denn schliesslich wissen die Chinesen schon seit dem ersten Jahrtausend wie man Geldscheine herstellt. Am Nordpol scheint der Weihnachtsmann keinen Gelddrucker zu haben, der Osterhase in seinem Bau legt anscheinend auch nur Ostereier und meine Freunde, die A: sparen noch fleissig oder B: überhören es elegant. Dabei bin ich so fair und lasse auch eine große Währungsauswahl, falls da jemand Mühe bei der Entscheidung hat.

Ist ja auch manchmal nicht so leicht mit Geschenken, besonders bei Frauen. Amerikanische Dollar, Australische Dollar, Kanadische Dollar, Britische Pfund, Euros, Schweizer Franken, ja ich bin wirklich flexibel. Nur keine Angolanischen Kwanza, Russische Rubel, Vietnamesische Dong, Afghanische Afghani, Jamaikanische Dollar, alle andere Währungen auch nicht und auch kein Monopoly-Geld. Kann doch also nicht so schwer sein mit meinem Geschenk.

Nun denn, so bleibt mir nichts anderes übrig als wieder einmal geduldig zu warten auf meine Banknoten, der Träumerei zu verfallen und dabei ein Geldbad zu nehmen. Ja, und falls es dann wieder nichts wird mit meinen Wünschen, dann beiße ich dem Osterhasen sein Schokoladenohr ab und warte mal wieder auf Weihnachten.