Donnerstag, 23. April 2015

Neandertaler Theo und der Universalfehler der Kommunikation

Das Rätsel musste gelöst werden, es musste ein Konzept dahinter stecken. Vielleicht sogar ein Universalkonzept, warum die Sprache und die Schrift sich so langsam entwickelt hatten. Immerhin trieb die erste Homo-Gattung schon vor 2,5 Millionen Jahren ihr Unwesen auf der Erde, mit der Schrift ließ der Mensch sich aber ziemlich lange Zeit. Das ist immerhin erst 5300 Jahre her, seitdem der Mensch es schaffte, die ersten Zeichen auf paar Elfenbeintäfelchen zu kritzeln. Wahrscheinlich, weil so viel Unsinn dabei herauskam. Oder, weil wir vielleicht doch nicht so schlau sind, wie wir immer denken.

Mit der Sprache lief es auch schleppend. Was da unsere Vorfahren so an Lauten von sich gaben, war wohl eher dürftig. Bis der Homo sapiens kam.

"Houston, wir haben ein Problem. Der Selfie- und Video-Overload ist fast erreicht. Wir wissen nicht, wie die menschliche Spezies auf den Zusammenbruch reagieren wird. Vielleicht werden doch die weißen Mäuse die Herrschaft übernehmen müssen."

Per Anhalter durch die Galaxis und auf in ein neues Zeitalter? Solange sie es nicht twittern oder facebooken. Ja, solange sie nicht auch noch anfangen zu sprechen, die weißen Mäuse!

Wer wird schon überleben können, wenn das Netz zusammenbricht? Es wird ein einsamer, blauer Planet werden, aber immerhin die Energiekrise, die Vermüllung, das CO2-Problem, die
Ressourcenknappheit, das Bevölkerungswachstum und noch vieles anderes wären mit einem Schlage gelöst.

Was hatte sich Neandertaler Theo nur dabei gedacht, als er sich in der dunklen Höhle verewigte mit seiner rudimentären Wandmalerei vor 40.000 Jahren?

Gut, streng genommen war es der Homo sapiens, aber das ist für den Kontext nebensächlich. Steinzeit ist Steinzeit.

Da fragt sich also die Wissenschaft wirklich noch, warum der Neandertaler ausstarb? War es nun, weil er ein Fortpflanzungsmuffel war und zu beschäftigt mit Jagen und Sammeln, oder hatte er vielleicht vermutlich einfach keine Lust mehr, auf der Erde zu verweilen, als man auf einmal anfing, gegenseitigen Gedankenaustausch zu betreiben, und hatte dann vor etwa 27.000 Jahren endgültig die Nase voll?

Da beendete er nämlich seine Jahrzehntausende währende Karriere auf dem europäischen Kontinent und machte den Abflug – beseitigt von der Evolution.

Der Homo sapiens hingegen hielt hartnäckig an der Idee der Kommunikation und auch an seinem Fortbestehen auf der Erde fest, pflanzte sich lustig weiter fort, verfeinerte und optimierte sein Wissen und legte fleißig vor für uns.

Und was machen wir? Nun ja, die Entwicklung bis heute kennen wir ja alle zur Genüge dank der multimedialen Welt.

Mit dem evolutionären Fortschritt ging es kurzzeitig steil bergauf. Die Schrift, das Rad, das heliozentrische Weltbild, die Mondlandung, und so ging es lustig weiter.

Bis dann die steile Talfahrt abwärts kam.

Ab jetzt hieß es: Mitteilen um jeden Preis.

Will doch aber alles eigentlich keiner wissen. Oder etwa doch?

Vielleicht hatte ja auch nur ich das Konzept nicht verstanden. Ich schien sowieso irgendwie nicht so ganz im 21. Jahrhundert angekommen zu sein. Dabei ist es doch eigentlich ganz toll. Unendlicher Zugang zu Wissen, wann immer und wo man will. Nicht mehr in die Bibliothek rennen von 8 bis 18 Uhr und danach ist Sendeschluss.

Mit 250.000 Wörtern, die die deutsche Sprache umfasst, kann man unendlich viel Mist anfangen und genug Apps und Internetspielereien gibt es ja dafür.

Ist sie doch eigentlich eine Fähigkeit, die uns vom Tier unterscheidet, so könnte man doch manchmal meinen, bei dem sinnlosen Sprachgebrauch müsse so manchem wieder ein Fell wachsen. Dabei könnte sie doch richtig angewandt und klug genutzt so viel Wissen vermitteln. Aber auch dieses Wort wird für wilde Zwecke häufig missbraucht.

Muss ja aber doch schon viel Weisheit dahinter stecken, was die Kardashians und Co dieser Welt so von sich geben, oder kann man wirklich tatsächlich mit sinn- und inhaltslosem Geschwätz zum Multimilliardär werden?

Wo sind die Einsteins dieser Welt geblieben? Stattdessen werden wir mit den Kardashians bestraft. Ja, was genau ist eigentlich noch mal ihr Auftrag?

Wo sind die Marie Curies geblieben, die sich statt mit leerem Gelaber lieber zwei Nobelpreise verdienen?

Ein bisschen Nachwuchs gibt es ja aber doch noch zum Glück. Ein bisschen mehr Malala Yousafzais und starke Stimmen für die Welt, die schon mit elf friedlich nach Bildung für Mädchen rufen und dafür Schüsse in den Kopf und einen Friedensnobelpreis bekommen. Ein bisschen weniger Justin Biebers und Sprachrohre voller Müll, damit die Evolution nicht völlig für den Eimer war.

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