Freitag, 13. Januar 2017

Als der Weltgeist dem Universalgelehrten die Welt erklärte

"Die Apokalypse ist noch in sehr weiter Ferne", sagte der Weltgeist beruhigend zum Universalgelehrten, während dieser noch wenig überzeugt an seinem Binokel rückte, "drum glotzen die Verschwörungstheoretiker auch weiterhin so gerne in die Sterne.

Sie geben sich selber Rätsel, erfinden Märchen und langweilen sie sich, sucht alle paar Jahrhunderte angeblich die Apokalypse unseren Mutterstern heim", erklärte der Weltgeist des Weiteren leicht amüsiert, während der Universalgelehrte die Fakten und Argumente, etwas blass um die Nase herum, abzuwägen schien.

Der Weltgeist kann auch ganz entspannt die Welt durch seine Augen betrachten, wenn er tatsächlich nach diesen und jenen philosophierenden Philosophen als Weltseele, als metaphysisches Prinzip, uns Menschen und gar den gesamten Kosmos beseelt. Da wird er sicher nicht mehr durch die Galaxien streifen und sich die Frage nach dem Sinn des grossen Ganzen und andere komplexe Fragen stellen.

Der Universalgelehrte hingegen hat es da schon schwieriger. Er stellt sich ja so allerlei Fragen über dies und das und möchte alles wissen. Allwissend sein, das möchte er, das hat er in seinem Blut. Die aussterbende Art in einer Zeit der Spezialisierung. Die Leute von heute sind Fachleute. Keine Goethes, da Vincis, Humboldts oder Newtons mehr. Mit ganz viel Illusion und Realitätsverlust rettet zumindest Sheldon Cooper unser Jahrtausend.

Aber diesen einen, den gibt es noch und der hadert mit der Welt.

Die Kenntnisse des Universums saugt dieser allwissende Gelehrte auf wie ein schwarzes Loch, scheint Augen für die Welt zu haben, von denen die meisten Menschen nicht einmal den Bruchteil erahnen können, Fragen und deren Antworten zu kennen, von denen nur er etwas weiß, doch dafür hat er auch Ängste, die sind so banal und widersprüchlich zu seinem ganzen, grossen Wissen, dass der Weltgeist sich fragte, ob er nicht gerade veräppelt wurde von diesem eigentlich so tiefsinnigen Menschen.

Doch Angst hat seine Symptome und so stand dieser weise Gelehrte nun ja tatsächlich vor ihm und schien Angst zu haben vor der so vielbesagten, oft angekündigten, nie dagewesenen Apokalypse.

Die Wissenschaft und der Aberglaube.
Rätsel der Menschheit.
Menschheit der Rätsel
Herrje, was sollte man dazu noch sagen?
Da fehlten selbst dem Weltgeist die Worte.
Und nun?
In den Arm nehmen?
Eine Runde kuscheln?
Dosenvorräte kaufen und einen Tunnel graben?

Ein Mensch bleibt am Ende wohl doch nur ein einfacher, von seinen Gefühlen geleiteter Mensch. Ob Universalgelehrter oder Strassenkehrer.

"Doch hilf mir, Weltgeist, ich sehe so Vieles, verstehe die Wissenschaften, bin ein Gelehrter und man nennt mich gar Universalgenie. Die komplexesten Fragen des Universums bereiten mir keinerlei Mühe, doch der Gesamtsinn verschliesst sich meinem Verständnis und bereitet mir schlaflose Nächte. Endlose Jahre schon verbringe ich mit dieser offenen Frage. Über den Sinn und ob es ihn gibt und wenn es ihn gibt, wo er sich versteckt."

Darauf entgegnete der Weltgeist in seinem weisen Ton:

"Mit einer Sache auf dieser Welt musst du dich leider arrangieren, dass es darauf wohl niemals eine Antwort gibt. So ist die Welt nicht konzipiert. Den einen Sinn, den gibt es nicht. So einfach wurde es uns nicht gemacht. Du kommst den meisten Antworten schon ziemlich nahe und das bereitet dir auch so viel Kummer. Wie wäre es mit ein wenig Selbstzerstreuung?"

Etwas skeptisch schaute der Gelehrte bei diesen Worten gedankenverloren in die Ferne, als plötzlich die apokalyptischen Reiter erschienen.

Mit großen, schreckerfüllten Augen warf er sich auf den Boden und schrie:

"Nun ist es soweit, ich wusste es ja!"
Etwas amüsiert schaute der Weltgeist dem unterhaltsamen, etwas bizarren Schauspiel zu. So etwas sah selbst er nicht alle Tage. Dann wandte einer der Reiter das Wort an den Universalgelehrten, der noch immer zitternd am Boden kauerte und fragte:

"Glaubst du eigentlich an die Worte der Bibel?"

Etwas verstört entgegnete er:

"Ich bin ein Gelehrter, ein Mann der Wissenschaften. Zählt etwa die Bibel, ein Buch mit Geschichten, zu den weltlichen Wissenschaften? Oder sehen wir hier nicht eher ein Buch mit unterhaltsamen und moralischen Märchen?"

"Dann verstehe ich deine Ängste nicht. Glaube oder glaube nicht. Blasphemie, das schreien wir jetzt nicht. Mit uns Reitern hast du heute nichts zu tun", entgegneten die Reiter und flogen empor. Auch der Weltgeist war plötzlich ins Nirgendwo entschwunden.

"Was riet mir noch der Weltgeist gegen die Endlosschleife tiefgründiger Sinngedanken?", fragte sich das verlassene Genie, als er nun so einsam und entgeistert von dem sich gerade abgespielten Spektakel in der Gegend stand.

"Ein Ohr abschneiden wie Van Gogh, das muss vielleicht auch nicht gerade sein, aber ich habe gehört nach ein paar Gläsern Wein, da lässt man oftmals die Wissenschaft ganz schnell mal beiseite sein."

Mittwoch, 4. Januar 2017

Was soll ein sinnloser Krieg, bei dem es keine Sieger gibt?

Dostojewski schrieb einmal vor langer oder gar nicht langer Zeit, wie man es nun auch nehmen mag mit der Vergänglichkeit der Zeit:

"Tatsächlich, man spricht manchmal von der tierischen Grausamkeit des Menschen, doch das ist ganz ungerecht und eine Beleidigung für die Tiere: ein Tier kann niemals so grausam sein wie der Mensch, so virtuos, so raffiniert grausam. Der Tiger beißt und zerreißt einfach, nur das kennt er. Ihm käme es nie in den Sinn, Menschen für eine Nacht an den Ohren festzunageln, selbst wenn er das könnte."

Und so kann ich ihm auch fast 1,5 Jahrhunderte später nur zustimmen und möchte den fanatischen, weltzerstörerischen Attentätern unseres Jahrhunderts, die weder Respekt vor dem Leben, noch vor der Menschlichkeit haben, ihre haltlosen Argumente an den Kopf werfen und dagegenhalten, bis ihre verwirrten Köpfe leer sind von ihren fehlgeleiteten religiösen, destruktiven Weltanschauungen und wieder Platz ist für Sinnvolles, Friedvolles.

Ich weiß, sie würden mir antworten, wenn sie im besten Fall mal Worte als Antwort geben würden und nicht gleich wieder ihre Waffen für sich sprechen ließen:

"Was für eine pazifistische, utopische und idiotische Idee. Das Paradies haben wir sowieso schon in alle Ewigkeit gepachtet, und Hippies wie dich wollen wir schon gar nicht."

Lachen würden sie sicher über meine Worte, aber ich versuche es trotzdem, denn schlimmer kann es nicht mehr werden für die verzweifelten Menschen unter den Tausenden, bald wieder vergessenen Trümmerbergen.
Neue werden es werden, auch im Jahre 2017.
Oder wartet nun etwa der Weltfrieden auf uns?
Den Wunsch und die Hoffnung kann uns keiner nehmen, denn trotz allem sollten wir weiterhin auf dieser Welt nach Besserem streben.
So sind also diese Worte nun an euch Monster gerichtet:
"Bomben könnt ihr zünden in Syrien so viele wie ihr wollt, auf deutschen Weihnachtsmärkten Massaker anrichten und in Istanbul zwischen lachenden Menschen an Silvester eure Waffen abfeuern. Der grösste Hass jedoch ist in euren Herzen und in einem Paradies werdet ihr am Ende ganz gewiss nicht landen."