Sonntag, 30. Oktober 2016

Menschliche Illusionen, kindliche Phantasien und ein Einhorn ohne Horn

Das Einhorn kann sein Einhorn aus Gründen des toten Winkels nun leider nicht sehen und lebt so ständig in der Illusion, es könnte doch kein Fabelwesen sein. So entgeht ihm Zeit seines Lebens die anziehende Faszination zu seiner Person. Und nein, auch in einem Spiegel sieht sich ein Fabelwesen nicht. Es ist quasi immun gegen jegliche Störung der äusseren Welt, damit es nicht, wie bei uns Menschen, ständig zu verzerrten Selbstwahrnehmungen führt. Doch schien es gar nicht so glücklich mit seiner besonderen Stellung zu sein. Wollte es viel lieber Teil dieser Erde sein?

Macht es nicht Spass und ist ein verzauberndes Dasein, das einzige Mysterium auf diesem verwirrenden Planeten zu sein?

Es ist schon merkwürdig, dass die Meisten nicht sein mögen, was sie sind. Nur Kinder scheinen noch zu sein, was sie wirklich sind. Ohne Zwänge und ohne Sorgen, sie denken nicht an übermorgen.

Bis auch sie eines Tages lernen, die Uhren zu lesen. Plötzlich werden sie zu anderen Wesen. So ist das Leben auf dieser Erde. Wir alle sind einmal ganz ungezwungen gewesen. Wir alle sind einmal kindlich, zwanglos und frei von den komplexesten und doch so nichtigen Sorgen gewesen.

Sind wir doch die einzigen Lebewesen auf diesem Planeten, die so sehr nach dem ewigen Glück und den herrlichsten Dingen streben. So verzetteln wir uns, genauso wie das Einhorn, dabei aber doch nur in falsche Wünsche und Illusionen. Wir würden gerne in einem Märchen leben und am liebsten auf einem Einhorn unter einem zauberhaften Regenbogen einem Sack voller Gold entgegenschweben.

Doch das Einhorn möchte viel lieber runtergleiten vom kunterbunten Regenbogen und die ganz normale Welt für sich erkunden.

So scheinen alle auf der ewigen Suche nach dem, was sie nicht haben und dabei entgeht ihnen vielleicht doch gerade ihr wahrer Besitz.

Das Einhorn soll ein Einhorn bleiben und weiterhin unsere Phantasie bereichern. Und wir können unseren Horizont erweitern, indem wir wieder öfter die kindliche Gedankenwelt bereisen. Dort können wir wieder wir selber sein, nicht jemand anders und das nur zum Schein.

Weltliche Sorgen scheinen dort kinderleicht und selbst Einhörner, Ponys, Hüpfburgen und Schokoeis, gibt es dort auf Lebenszeit.