Sonntag, 30. September 2018

Dr. Simmel's Gedankenwelt in ihrer Kolumne “Simone's Welt“

Das neue Magazin der Epi Suisse ist da.

Meine Kolumne "Simone's Welt" mit einer weiteren Geschichte aus meinem phantasievollen Gedankenleben findet ihr auf Seite 11 🙂

Danke, Epi Suisse, dass ihr mir stets geduldig mit Rat und Tat, nach so mach einer chaotischen Epilepsie-Geschichte zur Seite steht 😊

Artikel auf acrobat.com

Mittwoch, 29. August 2018

Ein stiller Abschied von dieser Welt

Es war wie so viele Tage in diesem Sommer, ein heisser, sonniger Tag, der die Menschen zur Abkühlung an das Wasser lockte.
Auch mich lockte es an den rauschenden Fluss, der sich entlang an Feldern und Wiesen seinen Weg zum Meer bahnte.

Die ungewöhnliche Hitze machte sich in diesem Jahr in der Natur bemerkbar und stahl ihr die satten Farben seiner sonst so farbenfrohen, lebendigen Vielfalt.
Einmal den Kopf unter kühlendes Wasser zu tauchen, war für Gross und Klein eine erfrischende Wohltat und der Drang danach gross.

Ich lief in der Hitze dem Wasser entlang flussabwärts, um mein sonniges Plätzchen gegen ein wenig Schatten zu tauschen.
Später an diesem Tag sollte ich mich noch fragen, was mich wohl in genau diese Richtung zog.

Gedankenverloren so wie ich meistens durch die Natur lief, wurde ich von Rufen und einem dem Wasser so unüblich nahe kreisenden Hubschrauber aus meiner Tagträumerei gerissen.
Nun bemerkte ich die Menschen, die am Ufer auf das strömende Wasser starrten, hörte Sirenen und  ohne zu fragen wusste ich bereits die Antwort und den Grund für diesen Tumult.

Die Frage, die ich an die suchenden Menschen stellte war nur noch, ob es ein Kind sei, das dort im dunklen Wasser verschwunden war.

Es war ein Kind.

Die Grosseltern standen mit starrem Blick, der auf das Wasser gerichtet ist neben uns am Ufer.
Keine Schreie, nur stille Panik.
Gemeinsam schauten wir nun flussaufwärts nach einem Lebenszeichen ihres kleinen Enkels.

Warum sprang keiner hinterher? Wieso bemerkte keiner rechtzeitig, wie der kleine Körper im Wasser verschwand?
Sinnlose, lautlose Vorwürfe und ich schwanke zwischen Wut und Verzweiflung.
Der Hubschrauber wühlt die trübe Wasseroberfläche bei seiner Suche auf, doch es ist immer noch kein Kind in Sicht.
Ich schaue auf das Wasser und hoffte wie wir alle, endlich etwas zu entdecken, schaue wieder auf die Uhr und teile nicht mehr die Hoffnung der Anderen.
Ich lasse meine Gedanken unausgesprochen und starre weiter auf die dunklen Wellen.
Nun endlich kommen die Taucher und verschwinden neben uns im Wasser.
Die Zeit erscheint ewig und nach scheinbar endlosem Warten taucht ein Kopf aus dem Dunkel auf und in den Armen hält er einen kleinen, blassen, leblosen Körper.

Er läuft an uns vorbei und im Krankenwagen beginnt der Kampf um diesen kleinen Jungen, doch es ist zu spät und er hat diese Welt schon verlassen.

Ein stiller Tod, bei dem wir Zeuge waren. Kein Schrei oder Kampf, nur ein lautloses Verschwinden, das zu lange unbemerkt blieb.
Lautlos für uns, die wir auf das Wasser starrten und was unter der Oberfläche geschah, darüber werden wir für immer im Ungewissen bleiben.

Der Text scheint vielleicht ganz mutlos und traurig zu sein und wer ihn liest an diesem schönen Tag wird sich fragen, warum ich in dieser fröhlichen Sommerstimmung einen so traurigen Text in Worte fasse, doch ich habe das Bedürfnis, diesem kleinen Jungen eine letzte Stimme zu geben.

Das Leben geht ohne ihn weiter und der lautlose Abschied von unserer Welt blieb fast unbemerkt.

Ich nutze meine Stimme und Worte, atme tief durch und halte einmal kurz den Atem an, um dann mit der Hoffnung weiterzumachen, dass dieser leise Tod auch ein friedlicher war.



Für die Eltern und Grosseltern, die wissen sollen, dass sie nicht alleine sind.

Danke Max.


Dienstag, 5. Juni 2018

Der seltsame Mann, der angeblich aus dem Menschenland kam.

«Wo bitte schön kommen Sie genau her?», fragte der Beamte den Reisenden mit unberührter Mimik von seinem Grenzposten aus, den es anderswo vielleicht gar nicht gibt oder nicht gäbe, wäre die Geschichte eine andere gewesen und nicht durch ewige Kriege um auserwählte Gebiete vielen Menschen der Weg durch Grenzen verbaut.
Doch so schön es auch wäre, die Welt ist vollgebaut mit Mauern und Zäunen und haushohen Heckensträuchen, hinter denen sich unbekannte Nachbarn verstecken.

«Ich stamme nicht aus England, Griechenland oder Thailand, ich komme aus dem Menschenland und dies ist gar nicht unbekannt», antwortete der Mann mit nicht wenig Stolz und strahlenden Augen, als würde er von einem magischen Ort berichten.

«Doch wo bitte schön soll dieses Land denn liegen?», fragte der Beamte irritiert hinter den Glaswänden seines Grenzschalters heraus.
Das ist selbst für mein geschultes Geographiebild ein doch seltsam unbekanntes Land. Selbst den Titicacasee mit seinem ganz lustigen Namen, kann ich geographisch auf unserer Welt benennen, aber nun beschleicht mich langsam das Gefühl, sie wollen hier einen harmlosen Beamten veräppeln.»

«Nun muss ich mich aber über ihr weltliches Unwissen wundern», entgegnete der unbekannte reisende Mann überaus verdutzt, "denn dies ist doch ein überaus grosses Land.
Es erstreckt sich vom Nordpol, bis gar an den Südpol und einmal rund um den gesamten Äquator. Es ist bereits vor 4,6 Milliarden Jahren entstanden, mag man der Theorie des Urknalls glauben.
In diesem wundervollen Land scheint immer die Sonne, täglich mal hier und dann wieder da und schon alleine diese Tatsache ist einfach wunderbar.»

Stirnrunzelnd schaute der Beamte aus seiner Kabine. Alles, was er wolle, war doch nur einen Pass.
Fragend entgegnete er:
«Doch was hat das alles mit Ihren fehlenden Papieren zu tun?
Die Anekdote ist zugegeben ganz unterhaltsam und auch Sie scheinen eine ganz interessante Person zu sein, aber dieser Traumpass aus Ihrer Märchenwelt führt Sie leider nicht über diesen Grenzzaun in unser wunderschönes und reales Land hinein.»

«Ja, was muss ich denn machen, um auf dieser Erde weiterkommen zu können?
Schauen Sie sich Vögel an, die gerade über diese Grenze fliegen.
Haben sie etwa einen Pass gezeigt, bevor sie zu euch in die Lüfte stiegen?
Ich glaube kaum, und so gewähren Sie den Vögeln mehr Rechte als mir sich fortzubewegen und selber Ihre Routen zu wählen auf dieser Erde.
Mein Pass ist nicht viel wert auf dieser Welt. Über den Wert habe leider nicht ich zu entscheiden, doch könnte ich es, so hätten alle Menschen die gleichen Rechte.
Das Recht darauf, die ganze Welt zu sehen, die einst für uns alle geschaffen wurde, bis der Mensch seine Fussabdrücke in jedem Winkel hinterliess, sich einschloss und andere ausschloss vor grossen Mauern und sich das Recht nahm, die Erde zu übernehmen und ihr willkürlich Regeln aufzuerlegen.
Doch ich stehe hier vor Ihrer Grenze und stand schon so oft auf meiner Reise an Zäunen, die mir den Weg in andere Länder verbaute.
Soll ich jetzt einen Krieg beginnen, nur damit Sie mich auf die andere Grenzseite bringen?
Nein, das mache ich nicht und hoffe bis in die Ewigkeit darauf, dass die Zeit der Vernunft irgendwann beginnt und der Erde auf vollständiger Weltbürger werde."


Mögen die Menschen überall auch etwas anders sein, oder besser gesagt jeder einzigartig sein, so stammen wir doch alle von derselben Erde und sollten uns voreinander nicht hinter Mauern verstecken, sondern gemeinsam unseren Horizont erweitern.

Montag, 21. Mai 2018

Verrückte Sachen, die ich so an einem Pfingstmontag mache

Trotz Pfingsten und des morgendlichen Kirchenbesuchs, war mir auch am heutigen Tage leider nicht der Heilige Geist erschienen, der aber wahrscheinlich an solch wichtigen Tagen, jede Menge Aufträge hatte und so entschied ich mich deshalb durch den Wald zu streifen und stattdessen lieber geistlos absurde Lebenspläne zu schmieden.
Für diejenigen, die vielleicht nicht wissen, warum man heute Pfingsten feiert:
Der Heilige Geist ist auf die Erde gekommen und Jesus Jüngern als Geist erschienen.

Ich begann also mit meiner geistreichen Suche.
Einmal auf einem Delphin über die Weltmeere reiten und auf dem Grund des dunklen Mariengrabens nach verschollen Despoten fahnden.
Ich glaube, die Suche hatten ein paar Verschwörungstheoretiker neulich irgendwo ausgeschrieben.

So machte ich mich mit meiner Luftmatratze auf zum nächstgelegenen Fluss und paddelte fröhlich flussabwärts Richtung Meer.
Doch auch nach Stunden begegnete ich nur Enten, die sich schnatternd über mich und mein Gummigefährt beschwerten.
Also kämpfte ich mich also flussaufwärts wieder zurück und beschloss, ich versuchte mein Glück mal im Internet.

Tinder hatte ich noch nie ausprobiert, als hoffnungsloser Romantiker, der immer noch glaubte, dass man jemanden auch noch draussen bei einem Spaziergang durch eine farbenfrohe Blumenwiese kennenlernte.
Aber vielleicht wurde es ja endlich mal Zeit, dass auch ich im neuen Jahrtausend ankam und einen Versuch im Cyberspace wagte.
Ich freute mich über die ersten „Matches“ und so vergingen die Stunden mit sinnlosem Gequatsche.
Ich erkannte während des Schreibens meiner Geschichte, dass ich mich so langsam schwer tat, meine Gefühle auch ohne Emojis zu beschreiben, deshalb musste ich für die schriftliche Beschreibung meines Tages, erstmal zum verstaubtenWörterbuch greifen.

Das „e“ bot mir ernüchternd an, das „i“ für meine Gespräche inhaltslos, doch ich konnte auch versuchen weniger negativ zu sein und sie als „interessant und „horizonterweiternd“ zu beschreiben.
Am Ende des Tages war ja alles eine Frage der Definition und womöglich war ja ich das Problem.
Warum wollte ich auch bloss keine Nacktbilder schicken oder direkt „mit unter die Bettdecke schlüpfen“?
Ich war wohl prüde und voll bekleidet, vom Singlemarkt nicht wegzubekommen.

Doch eines lernte ich an diesem Tag, nämlich dass ich anscheinend prüde war und vorerst weiter Single blieb:
Ich wurde „sapiosexuell“ genannt und das war nicht als Kompliment gemeint und in besagter Singlebörse nicht als  besonders attraktiv anerkannt.

Falls einer dieses Wort schon kannte, sich auch so beschreibt und nicht wie ich erstmal das Wörterbuch brauchte, findet mich leider nicht mehr auf Tinder, aber vielleicht irgendwo im Wald auf einer Bank beim Versuch die Eichhörnchen mit Wattebällchen zu beschmeissen...

Schöne Pfingsten wünscht euch Dr. Simmel