Montag, 5. Oktober 2015

Die sonderbare Geschichte des Eisernen Vorhangs

Aus der Geschichte lernen! Das hören wir ja nun diesen Tagen wieder andauernd. Aber erstmal: Happy Tag der Deutschen Einheit! 25 Jahre sind wir nun mauerfrei. Spitzenleistung, wenn man sich die Welt drum herum so anschaut. Aber ich will mit dem Lob mal lieber vorsichtig sein.

"Nie wieder wird es eine Mauer geben", sagte Gregor Gysi nun zum 25. Jahrestag der Deutschen Einheit in einer Rede. Aber da frage ich mich nun: Wie konnte es überhaupt soweit kommen?

Warum lässt man nur vier Jahre nach Ende des 2. Weltkrieges zu, dass die DDR, der "sozialistische Staat der Arbeiter und Bauern", aus der sowjetischen Besatzungszone entsteht? Den Namen muss man sich nun mal genauer anschauen und sich fragen, ob man wirklich im richtigen Film gelandet ist. Der Krieg war zwar vorbei, aber was dann plötzlich in den Nachkriegswirren passierte, ist mir doch irgendwie schleierhaft.

Damit nicht genug. Warum lässt man nur zwölf Jahre nach Gründung dieser Parallelwelt zu, dass dieses kleine, kommunistisch geführte Land gleich nebenan mal eben eine Mauer hochziehen darf und 12 Millionen Menschen dahinter verbannt, voneinander trennt und ihrer Freiheit beraubt?

Es war August 1961, als Erich Honecker, der Mann mit der hohen Sing-Sang Stimme und der Hornbrille gerade Staatsoberhaupt der DDR war und sich gezwungen sah, die 16 Millionen Menschen hinter die kommunistische Mauer zu verbannen, damit sein Arbeiter- und Bauernstaat auch weiterhin läuft.

Immerhin flohen im Jahre 1960 allein 200 000 Menschen über die noch mauerfreie Grenze. Damit er und sein Gefolge auch ganz sicher waren, dass die Massenflucht nicht trotzdem weiterging, erteilte man vorsichtshalber noch einen Schießbefehl. Sicher ist sicher.

Aus der Geschichte lernen, lieber Herr Adenauer? Was ist da schief gelaufen? Ich möchte hier nicht wieder mit den fragwürdigen politischen Fähigkeiten oder Unfähigkeiten der Führungseliten anfangen. Ich stelle es einfach mal in den Raum.

Das unbeschreibliche Drama und Leid des 2. Weltkrieges war kaum vorbei, und die nächsten ideologieverwirrten Machthaber durften tun, was sie wollten. Nun ja, es war ja auch die sowjetische Besatzungszone, und wie die Gegenwart gerade wieder zeigt, scheint auf diesem nunmehr russischen Territorium irgendein mächtiger, Angst einflößender und kompromissloser Geist zu wandeln. Widerstand zwecklos.

Damals war es Stalin, davor war es Lenin, heute ist es eben Putin. Kling ja auch irgendwie alles ähnlich. Da kann man die bösen Geister auch leicht verwechseln. So wird man sie auch schlecht los. Kann ja keiner etwas dafür. Oder? Aber genug von geschichtlichen, gegenwärtigen und womöglich mit allergrößter Wahrscheinlichkeit auch zukünftigen Geistern des Ostens.

Warum aber weiß eigentlich kaum jemand noch irgendwas über diese lange, 40-jährige Geschichte unseres wiedervereinigten Landes? Ist es Desinteresse? Sind Twitter, Facebook, Instagram und die neue Herbstkollektion wichtiger als die ollen Kamellen von damals? Oder reicht es nicht schon, dass wir das Joch des 2. Weltkrieges auf unseren Schultern tragen?

Natürlich ist es so ungeheuer zeitnah zum 2. Weltkrieg. Nur vier Jahre nach Ende von Hitlers grauenhafter Diktatur kommt die nächste Parteidiktatur auf deutschem Boden an die Macht. Unglaublich und schlimm genug. Wie soll man das alles auch verstehen.

Dann ist wahrscheinlich die Bewältigung der Gegenwartsproblematik auch ein Grund. Wir werden ständig mit neuen Kriegen, Krisen, Hungersnöten, Wirtschaftskrisen, Naturkatastrophen und einer weiteren endlosen Liste von Weltproblemen überrannt. Und nicht zu vergessen das Leben an sich.

Darf man einem da das Unwissen verübeln, das hier und da als Vorwurf kommt? Ja und nein sage ich mal ganz diplomatisch.

Gefeiert haben sicher alle gerne den Fall des Eisernen Vorhanges vor 25 Jahren. Ob nun Wissen oder Unwissen vorhanden ist, die Feier lässt man sich ungern entgehen. 

Arbeiter- und Bauernstaat. Klingt irgendwie nostalgisch. Vielleicht doch kein Wunder, hat man die SED schalten und walten lassen wie sie wollte. Klingt ja auch ein bisschen wie im Märchen. Ein paar Kühe, Schweinchen, Pipi Langstrumpf auf dem Pferd und alle haben im perfekten Kommunismus, was sie brauchen. Die paar Toten an der Mauer sind dann ja wohl auch zu verzeihen und Menschenrechte sind auch völlig auch überbewertet.

Nun aber Schluss mit dem Sarkasmus, denn die Wiedervereinigung feiert Geburtstag und das ist auch gut so! Es funktioniert ja schon genug nicht hier und da und überall, und da möchte ich mich jetzt mal ganz ehrlich und von Herzen freuen, dass wir es hierzulande geschafft haben, keine neue Mauer gebaut zu haben und uns mit Raketen und Granaten nicht in die dunkelste Hölle des Krieges zurückgebombt haben.

Und deshalb sage ich zum Abschluss nur noch:

Happy 25. Tag der Deutschen Einheit!

1 Kommentar:

  1. Am 13. August 1961 wurde angefangen die Mauer zu bauen. Scheinheiligerweise trat am 15. Juni 1961 ein gewisser Herr Walter Ulbricht vors Volk, mit den Worten: "Niemand hat die Absicht eine Mauer zu errichten!"
    Tja. Eine Lüge sondergleichen. Das hat das deutsche Volk gespalten. Bis heute.
    Nun feiert man 25 Jahre deutsche Einheit.
    Deutsche Einheit? Wo ist hier die Einheit im deutschen Volk?
    Die Mauer ist weg. Aber auch nicht mehr.
    Es gibt heute noch Ost-West Konflikte unter den deutschen.
    Also. Feiert lieber 25 Jahre Mauerfall.
    Und nicht 25 Jahre " Deutsche Einheit" .
    Die sogenannte "Deutsche Einheit" ist noch meilenweit enfernt........

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