Mittwoch, 27. Mai 2015

Eine Zuckerwatte auf den Weltfrieden

Was ist ein Menschenleben wert? Eine Packung Kekse? 7000 Dollar? Scheint ja irgendwie schon fast egal zu sein, könnte man meinen, wenn man die Flüchtlingsdramen auf hoher See anschaut und sich parallel dazu den endlosen, politischen Debattierclub anhört in den Nachrichten. 200 oder 2000 Flüchtlinge waren es heute? Egal. Ist ja auch nur eine Null mehr oder weniger, oder? Hauptsache, die Menschenschmuggler haben ihr Geld. Ab und zu rammt man da noch mal ein Boot bis es kentert. Warum? Völliges Unverständnis. Das Gen, das fehlt mir zum Glück.

Warum kommen die überhaupt alle hierher? Ist das Wetter nicht immer sonnig im schönen Afrika? Dies mögen vielleicht so manche Kleinbürger denken, die sich in ihrer sicheren Gartenkolonie bedroht fühlen. Aber nein, zum Spaß macht diese Tortur sicher keiner.

Je tiefer man in der Geschichte gräbt, je weiter man sich in der Welt umschaut, desto mehr muss einem doch eigentlich bewusst werden: Die Welt wird niemals ein besserer Ort werden.

Schwarzmalerei oder Realismus?
Die Frage kann wohl keiner beantworten heute, denn noch hat die Erde ja Zeit, bis unserer Sonne dann in etwa 6 Milliarden Jahren die Puste und uns die Lichter ausgehen. Erst dann kann man wohl Bilanz ziehen. Die Zwischenbilanz ist aber mager. Das Leid auf der Welt scheint ein mächtiger Gegner.

Edmund Burke oder John Steward Mill (Da streitet man sich noch drum, wer es nun war. Streiten tut man sich gerne.) sagte einmal dazu: "Das Böse triumphiert allein dadurch, dass gute Menschen nichts unternehmen."

Hatte er etwa recht? Die Bösen scheinen auf jeden Fall geboren zu sein mit unendlich viel Tatendrang, so engagiert wie sie da überall auf der Welt anderen die Köpfe einschlagen, sich in die Luft bomben, ausbeuten, unterdrücken, manipulieren und ihre Pläne schmieden. Auf der faulen Haut liegen sie zumindest nicht, den Vorwurf kann man ihnen als Letztes machen, so makaber es klingen mag.

Und die Guten? Sind sie wirklich die geborenen Sesselpupser, oder was meint er damit?

Ein wenig hart ist das Urteil nun aber schon.

Mit der weißen Fahne schwenkend, sich den kranken Köpfen entgegenstellen ist ja auch ein bisschen schwierig. Der ungleiche Kampf der Pazifisten eben. Weiße Fahne gegen Kalashnikov, die Rechnung geht wohl kaum auf.

Es haben sich schon immer zu allen Zeiten die Menschen und Völker die Schädel eingeschlagen, und Phrasen wie "aus der Geschichte lernen“ sind sicher schon öfter im Sande verlaufen. Wie soll die Welt das auch? Das Richtige zu tun meinen ja meistens alle Beteiligten, und so geht das Spielchen endlos weiter.

Was sagt uns das wohl?

Mir sagt es, dass das Ganze ganz schön verwirrend ist.

Wenn man noch bedenkt, dass Altruismus laut Wissenschaft angeblich ein Fehler der Evolution sein soll, dann wird die Sache so langsam immer komplizierter. Die Selbstlosigkeit lieber gleich über Bord werfen und jeden guten Gedanken im Sande ersticken? Nein! Nun mal nicht bockig werden.

Man muss ja nicht gleich den Weltfrieden anstreben. Den gibt es auch nicht, außer vielleicht in den Köpfen ein paar naiver Miss World-Kandidatinnen. Waren es nicht die, die sich das immer wünschen? Muss herrlich sein, wenn der Kopf aus rosa Zuckerwatte besteht.

Aber was mache ich, wenn mich mal wieder das ganze Drama verschlingt?

Auf jeden Fall etwas Gutes hinterlassen auf dieser Welt, das Leben schätzen und immer ein Lächeln zurückgeben, denn ich glaube, es ist ein Kreislauf, und vielleicht tobt genau deshalb in 7000 Jahren nicht der 6. Weltkrieg und es haben sich ein paar Menschen mehr dazu entschlossen, sich nicht gegenseitig zu vernichten, und meine Kreislauf-Theorie hat ihren Kreislauf vergrößert.

Vielleicht aber auch nicht, und es laufen nur noch ein paar Bekloppte auf der Erde rum und spielen weiterhin Krieg und Monopoly mit Menschenleben statt mit Spielgeld.

Dann flüchte ich mich in den Makrokosmos und hoffe, dass der gute Rest mit mir dann auf Proxima Centauri sitzt mit einer rosa Zuckerwatte in der Hand und endlich seine Ruhe hat. Solange kann die Erde von mir aus ihre Umlaufbahnen weiterziehen.

Schade wäre es allerdings schon, denn schön ist er ja, unser blauer Planet.

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