Montag, 25. April 2016

Kaffeeklatsch mit dem rosa Elefanten. Keine Sorge, nicht mit dem rosa Panther.

«Sag mal, wo kommst du denn eigentlich her? », fragte ich wenig motiviert den rosa Elefanten, denn eigentlich war es ja auch egal, aber da er nun schon neben mir her trottete, konnte ich ja mal fragen. Vielleicht konnte ich noch etwas lernen über dieses seltsame Universum.

«Von Alpha centauri», antwortete der rosa Elefant fröhlich und heiter und ging mir jetzt schon wieder gehörig auf die Nerven mit seiner ewig guten Laune.
Sie stand mir doch zu sehr in Kontrast zu meiner.

«Das ist kein Planet, das ist ein Stern», sagte ich und verdrehte genervt die Augen.
Immer dieser Elefant. Nicht nur, dass mir jedes Mal die farbverwirrten Augen wehtaten, wenn ich ihm zu lange beim Nichtstun, Unsinn machen oder Dummschwätzen zuschaute, sondern auch seine völlig haltlose, altkluge Art brachten mein nicht vorhandenes, inneres Gleichgewicht aus dem Konzept. Meine hart antrainierte, buddhistische Tiefenentspanntheit war also wieder einmal dahin.

«Ja und», entgegnete er gelassen, «wir rosa Elefanten können auch auf glühend heissen Gaskugeln ein fröhliches Dasein haben. Es muss nicht immer ein Planet sein. Auch die Sonne ist ein schöner Ort. Sie sieht nicht nur von eurer Erde ganz reizend und zum Dichten aus. »

Und schon wieder diese Klugscheisserei. Ich glaubte ihm kein Wort.

Na ja, es war mir aber auch egal, dann war er eben vom nächsten Stern. Warum musste er mir dann aber hier auf der Erde auf die Nerven gehen und brutzelte nicht auf Alpha centauri mit seinen Artgenossen zu einem rosa Döner vor sich hin?

Während wir also ziellos und mit wenig Elan durch die Felder schlurften, offenbarte ich dem Elefanten gedankenverloren und frustriert meine Talentfreiheit und Mittelmäßigkeit auf quasi allen Gebieten. Quantenphysik, Makromolekulare Chemie, Differenzialgeometrie, ja sogar Astrologie entzog sich meinem Verständnis, denn ich kannte weder meinen Aszendenten, geschweige denn verstand ich auch nur annähernd, was das sein sollte und das war nicht einmal eine Wissenschaft! 
Die Erkenntnis traf mich eines verregneten Sonntagmorgens auf dem Esoterik-Kanal. 
Die Zukunft sah also düster aus.

«Ich bin auch nur mittelmäßig», sagte der Elefant wenig überzeugt.
«Das stimmt nicht, du bist wenigstens rosa», widersprach ich ihm trotzdem.
«Da magst du recht haben. Selbstverständlich bin ich etwas Besonderes», entgegnete er selbstverliebt wie eh und je, «andererseits entspringe ich ja nur deiner Vorstellungskraft, also bin ich doch nur wieder mittelmäßig. Wobei, dann wäre ich ja quasi ein Nichts. Sehr schön, jetzt ziehst du mich schon mit rein in den Sumpf der Sinnlosigkeit."

Er schien kurz nachzudenken und sagte dann doch überzeugt und selbstzufrieden:
«Oder es macht mich wieder extraordinär speziell. Natürlich! Jedoch nur für dich. Es gibt ja sonst niemanden, der meinen Weisheiten lauschen und meine Schönheit betrachten kann. Zu schade. Verschwendung geistiger Genialität in grösstem Maße.»
«Ich wusste gar nicht, dass du den Rüssel so hoch trägst», sagte ich beleidigt von so viel Hochnäsigkeit und Selbstverliebtheit. Ich musste aufgebaut werden und konnte jetzt keine blasierten, kleinwüchsigen Elefanten ertragen, die mir die Welt erklärten, von der sie nicht kamen. Das schrie geradezu nach Rache.

«Kannst du rückwärtslaufen?», fragte ich ihn.
Er blieb stehen, als wolle er sich kurz davon überzeugen und antwortete dann mit einem verwirrten: «Nein.»
«Kannst du 3 Mal in die Hände klatschen?»
Der rosa Elefant vergaß sich auch manchmal selber und noch bevor er seinen Fehler erkannte, landete er erst auf seinem rosa Rüssel und dann mit einem lauten Krach im Dreck.
«Nein, kann ich nicht», sagte er verdutzt, als er sich mühsam wieder aufrappelte und fügte beleidigt hinzu:
«Das war sehr hinterhältig und mies.»
«Wenn es sonst nichts ist», entgegnete ich mit Gleichgültigkeit seinem Urteil, während ich noch über das Bild des rollenden, rosa Elefanten lachte.
So langsam schien er zu meiner Befriedigung doch die Beherrschung zu verlieren. 
"Lass uns lieber mal Kaffee trinken gehen", sagte er. "Ich kann meine Zeit nicht ständig mit deinen menschlichen, niederen, boshaften Trieben auf meine Kosten vergeuden. Ich muss über wirklich wichtige Dinge nachdenken und dafür brauche ich Kaffee.»
Ich hatte nie verstanden, warum er sich nicht wenigstens ein bisschen wie ein Elefant verhalten konnte, damit mir das ganze nicht allzu absurd vorkam. An ein paar Wurzeln knabbern oder so. Da ich aber sowieso mehr Fragen als Antworten hatte, so insgesamt und generell, sollte mich das nun auch nicht weiter kümmern.

«Die Gegenwart dauert 3 Sekunden», sagte der rosa Elefant zusammenhanglos, während er an seinem Kaffee schlürfte. Ich hasste schlürfen, aber der rosa Elefant war beratungsresistent und kritikunfähig.
«Du schlürfst», wies ich ihn trotzdem mal wieder genervt darauf hin, «und nein, ich wusste nicht, dass die Gegenwart 3 Sekunden dauert. »
«Ich habe niemanden schlürfen hören und falls du nochmal jemanden hörst, dann zähl bis 3 und es ist vorbei», entgegnete er selbstzufrieden.
«Da, du hast es schon wieder getan», zischte ich gereizt. 
Ich hoffte, so wie immer, wenn ich mit ihm unterwegs war, dass wir nicht allzu sehr auffielen.

Ich schaute nach links, ich schaute nach rechts. Alles unauffällig. Ich konnte mich also weiter dem nervigen Trampeltier widmen.

«Zähl bis 3», sagte er. «Hörst du nicht zu?»
Tiefenentspannung war grundsätzlich schon meine Stärke, aber nur, wenn ich schlief. Ich schlief aber nicht. 
«Willst du mir jetzt alle 3 Sekunden sagen, dass die nervige Gegenwart mit dir vergangen ist?»
«Vielleicht», antwortete er gleichmütig.
«Soll das ein Spiel sein?», fragte ich mit steigender Irritation. «Wenn ja, dann mach es keinen Spaß
«Nein, das ist die Gegenwart. So beratungsresistent wie ich angeblich sein soll, so lernresistent bist du aber allemal. Deinen utopischen Berufswunsch kannst du vergessen. Das ist sogar schon bis Alpha centauri durchgedrungen.»
«Also ganz genau genommen bin ich bereits Universalgelehrter, falls es noch nicht auf deinem angeblichen Heimatstern angekommen ist. Das muss wohl an der Lichtjahrverzögerung liegen», entgegnete ich, so langsam meinen alten Mut wiederfindend.
«Da Vinci und Goethe waren Universalgelehrte und du suchst immer noch das @-Zeichen auf deinem Laptop. Hast dich ja schnell erholt von deinem morgendlichen Tief. Du kannst höchstens noch auf einen implantierbaren Google-Chip hoffen, der dir künstliche Intelligenz verleiht und den wirst sicher nicht du erfinden. Oder, vielleicht tut sich ja ein schwarzes Loch auf und du wirst verschluckt. Dann hast du unendlich viel Zeit weiter in der Illusion zu leben, du wärst Universalgelehrter», sagte er und brach dann scheinbar von seiner eigenen Genialität überwältigt in lautes Lachen aus.

Ich arbeitete derweil an meiner Tiefenentspannung. Bis 3 zählen half nicht viel. Ich schien schon unendlich viele Gegenwarten überlebt zu haben seither.

Als er sich wieder halbwegs beruhigt hatte, sagte ich:
«Und du kannst dir langsam mal einen vernünftigen Planeten aussuchen, von dem du nun angeblich kommst. Es gibt noch 7 andere bekannte Planeten, Hunderte Kometen, und Weltraumschrott in unserem Sonnensystem, von dem du kommen könntest. Das würde im Übrigen ganz gut zu dir passen. Wir können dem Schrott auch einen Namen geben, wenn du magst.»

«Ich finde das etwas hart und es verletzt meine Gefühle, aber gut, ich werde darüber nachdenken», sagte er übertrieben emotional und theatralisch. Er war wirklich mit dem falschen Fuß auf dieser Welt gelandet. Ich konnte dann nur noch davon ablenken, indem ich ihn wieder auf seinen ursprünglichen Plan hinwies, nämlich die Weltverschwörung.

Wozu?

Er glaubte, indem man genug positiv ablenkende Verschwörung betrieb unter den Menschen, konnte man den Weltfrieden erreichen und er dann die Weltherrschaft an sich reißen.

Also eigentlich war doch alles in Butter. Meine nächste Untersuchung, die konnte auf sich warten.
Es war ja nur ein rosa Elefant und nicht ein rosa Panther.






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