Kinderaugen,
die nicht mehr lachen, die ins Leere starren und so freudlos und traurig sind,
dass ich nur erahnen kann, in welche dunkle Hölle sie da starren.
Eine
Kriegswaise.
Einer
von Hunderten, Tausenden, Millionen. Je nachdem, wie schön man sich diese Welt
nun reden möchte.
Ich
schaue in seine Augen und betrachte dann den blauen Globus.
Ein
nicht abreißendes Band des Leids umklammert unseren Planeten und ich bin auf
der Suche.
Auf
welcher Suche?
Der
Suche nach Antworten, die es nicht gibt. Ich stelle Fragen in den leeren Raum.
Sinnsuche
in der Sinnlosigkeit.
Leid
wird verbreitet auf Fundamenten, die für den Frieden geschaffen waren.
Der
Glaube kann Berge versetzen, aber er kann auch tödlich sein.
Viele
verdrängen das Schicksal der Welt, verschließen die Augen vor dem Schicksal des
Einzelnen. Soll ich es Ihnen verübeln?
Ja,
ich tue es, denn diese leblosen Kinderaugen haben keine Wahl.
Was
kann man einem Kind noch rauben, dass nichts mehr hat auf dieser Welt?
Seine
Kindheit.
Das ist
das Schicksal Tausender Kriegswaisen auf dieser Welt. Es sind Zahlen und
Geschichten ohne Gesichter. Das Schicksal dieses kleinen Jungen, der nichts als
den Krieg gesehen hat, seitdem er auf dieser Welt ist, spiegelt in seinen Augen
das Schicksal Millionen Namenloser wider.
Seine
Geschichte erzählt er als wäre es nicht die eigene.
Die
Stimme leblos und monoton und doch erzählt er von einem Grauen, dass es einem
das Herz zerreißt.
Hat
sein Mund wohl jemals gelacht?
Seine
Familie getötet vor wie langer Zeit. Er war wohl noch klein.
Ist er
jetzt groß?
An
die Gesichter kann er sich nicht mehr erinnern, sagt er tonlos und dann wieder
dieser leere Blick.
Aber
wo soll er auch hinschauen, wenn ein Kampf, der nicht der seine ist, ihm seine
Familie, seine Kindheit und seine Erinnerungen geraubt haben.
Seine
Kindheit kann ihm keiner zurückgeben, die Erinnerungen an die Gesichter, die
Gerüche und die Umarmungen seiner Eltern auch nicht.
Für
immer verloren in einer Welt, in der die eine Hälfte mit Hoffnungslosigkeit und
einem Leben ohne Perspektiven kämpft und die andere Hälfte in endlosen Fotos
und materiellem Überfluss versinkt.
Ein
Junge jedoch, der hat kein einziges Foto von seiner toten Familie.
Bei
dieser Paradoxie kann ich meine Sinnsuche eigentlich gleich hier und jetzt
beenden.
Sinnsuche
in der Sinnlosigkeit. Zeitverschwendung auf höchstem Niveau?
Was
sitze ich noch hier und philosophiere, während die anderen Taten folgen lassen
und produktiv ihrer Sinnlosigkeit Sinn verleihen?
Sie
lassen ihre Waffen sprechen und die Welt schaut hilflos zu.
Dieser
Junge mit den leeren Augen ist womöglich die nächste Generation von
Gotteskriegern. Ein Kämpfer im Körper eines Kindes.
„Tod
den Amerikanern!“, brüllt er mit einem Dutzend anderer Kinder, die keine mehr
sind und ich verstehe sie. Nicht ihre Todesdrohungen, aber ihren Wunsch nach Geborgenheit
und Zielen.
Und
was sonst bietet sich ihnen für Perspektiven?
Soll
man ihnen einen Mangel an Selbstreflexion vorwerfen?
Es
gibt sicher einige aufgeheizte Gemüter, denen auch das noch in den Sinn käme.
Doch
der Hass ist ihr einziges Erbe, die Taliban und der IS ihre einzige Familie.
Eine
andere Welt hat diese Augen nie gesehen, eine andere Liebe als die des Hasses
hat ihr Herz nie erlebt.
Hoch
entwickelt ist unsere Welt und doch schaut man auf endlose Trümmerberge, die
doch nicht von derselben Spezies hinterlassen wurden können, die uns so weit
gebracht hat.
Oder
etwa doch?
Ich bin
ratlos bei diesem Gedanken, denn den Stempel Mensch, den gibt es noch nicht in
unseren Pässen.
Auf
diese Welt darf jeder ungefragt, ob er nun will oder auch nicht. Wird man nun
nicht gerade mit einem Rüssel geboren, dann bekommt ein jeder seinen Pass.
Doch
ich, ich frage mich nun schon, was es mit den Menschen auf sich hat, die immun
sind gegen alle Gefühle und von Verbrechen gegen die Menschlichkeit leben.
Haben
wir wirklich die gleichen Gene?
Ich
muss es bezweifeln, auch ohne wissenschaftliche Grundlage, denn nur dann kann
ich noch an das Gute im Menschen glauben.
Nur
so kann ich mir dann auch die Frage beantworten, warum sich Kriege schlichtweg
meinem Verständnis entziehen, die Machtlosigkeit des Pazifismus ertragen und
ein Mensch sein unter Menschen fernab aller Zweifel.
So
kann ich die politischen Debattierklubs, die endlosen Verhandlungen über Grenzen,
Abschnitte, Gesetze für und gegen die Menschen ertragen.
Ich
versuche zu verstehen, aber am Ende sehe ich doch immer wieder nur das Gesicht
des kleinen Jungen.
Ein
Kind, das als Symbol für alle anderen Opfer sinnloser Grausamkeit für mich
steht.
Die Forschung
forscht an Superwaffen, Mikrochips und an der Marserkundung.
Was
nützt es unserer Welt? Die Waffen kommen wieder in die falschen Hände, sofern
es überhaupt die Richtigen gibt und was der Erde im Moment die Marserkundung
nutzen soll, das lege ich auf meinen offenen Fragenhaufen.
Die
Menschen hätten dann natürlich den nächsten Planeten, den sie in Schutt und
Asche legen können.
Oder
müssen wir uns langsam nach neuen Optionen umschauen, denn unserem blauen
Wunder ist nicht mehr zu helfen? Uns eine Arche Noah bauen und auf den Roten
Planeten umsiedeln? Schade wäre es, denn abgesehen von allen
Religionsverwirrten, die den Koran so missverstanden haben, wäre es hier doch
so wunderschön.
Vielleicht
könnte man sich ja zur Abwechslung mal an die Erfindung eines Pazifistenchips
machen, den man den ganzen fundamentalistischen Anhängern unbekannter Spezies
einsetzt, damit die Flüchtlinge und Kriegswaisen endlich ihren Frieden finden
und sich anstatt mit Hungersnot, Todesangst und Schmerz endlich einmal für einen
kleinen Augenblick der Schönheit dieser Welt hingeben könnten.
An
einer Blume riechen, die ihre leeren Augen für einen Moment zum Strahlen
bringt.
Einen
bunten Ball durch die Luft wirbeln und die Sorgen, die wir nicht erahnen
können, für einen Moment vergessen könnten, denn sie können Kind sein und in
dem einen Augenblick leben ohne Angst vor Waffen und einem Marsch ins
Nirgendwo.
Doch
bei der großen Anzahl von Religionsverwirrten wären das natürlich immense
Kosten und das Geschäft mit dem Krieg rentiert sich natürlich auch für so
unendlich viele Menschen.
Leider
sind es oft nicht nur die Blumen, die das Herz zum Strahlen bringen.
Das
Geld, das liebe Geld.
Nur
eines darf man nicht vergessen:
Kinder
sind die Köpfe unserer Zukunft und die Waffen werden niemals schweigen, solange
diese Kinderaugen leidvoll durch die Generationen weiter getragen werden.
Nur
wenn man ihren Augen andere Bilder zeigt und eine neue Perspektive gibt, ohne
Krieg und Waffen, aber mit einem Grund zum Lachen, wie eines jedes Kind auf
dieser Welt das Recht hat, dann können sie zu Menschen werden, mit einem guten
Herzen.
Frei
von Hass.
Nur
dann hat dieser endlose Krieg vielleicht jemals ein Ende.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen