Samstag, 5. März 2016

Das Glück ist ein untreuer Gefährte. So ist es auch das Unglück. Zu unserem Glück.

Das Glück ist ein untreuer Gefährte. Das Unglück ist es aber auch. Im besten Fall kann man sich auf beides nicht verlassen und ist dann halbwegs gut bedient im Leben.

Von wem braucht der Mensch denn wohl mehr Treue?

"Vom Glück, vom Glück", schreit sicher zugleich die große Masse und malt sich im Rausche der Fantasie beflügelt von der Leichtigkeit des potentiell nahenden Glückes die schönsten Dinge aus, die ihr tristes Leben, welches dahinplätschert wie ein seichter Bach, in einen tosenden Fluss voller Endorphin und Adrenalin verwandeln soll, gespeist von Gold und Geld und Diamanten.

Doch auch ein Surfer muss irgendwann einmal von seiner Welle springen und auf die nächste warten. So ist der Mensch also weder mit dem einen noch mit dem anderen jemals ganz zufrieden und braucht das Elend, um das Glück zu schätzen, und so leben wir im Paradoxen und stellen uns stets so allerlei unausgesprochene Fragen, auf die wir keine Antworten finden.

Zum Beispiel: Warum kann die Sonne nicht jeden Tag für mich scheinen?
Oder: Warum machen wir uns das Leben auch noch gegenseitig so schwer?
Und: Wären die Dinosaurier vor 65 Millionen Jahren nicht ausgestorben, wären sie dann heute unsere Haustiere?

Ein paar schlaue Früchtchen nutzen sogleich die Sinn- und Lebenskrisen-Gesellschaft, eröffnen einen Esoterik-Kanal und verschaffen Abhilfe für die Disharmonie im Universum.  Andere finden Halt in dieser oder jener Religion mit der Überzeugung auf das Ernten anderer Früchte, leider jedoch erst im Jenseits.

Die anderen sind einfach schon tiefenentspannt geboren. War es die Wassergeburt oder Beethovens Fünfte jeden Abend?

Vielleicht aber auch das liebe Schicksal, über das die Hobby-Philosophen lang und breit und gerne, ohne Aussicht auf ein baldiges Ende bei ihrem Gläschen Rotwein seit Jahrhunderten diskutieren.
Man weiß es nicht.

Auf der Suche nach dem Glück braucht man Mut zum Unglück.
Das stand tatsächlich nicht in meinem Glückskeks vom Chinesen. Auf diese Weisheit bin ich nach monatelanger Isolation im Spital dank südostasiatischer Bakterien ganz von alleine gekommen.  Ich musste mir auch nicht für 5 Euro die Minute die Karten legen lassen am Telefon dafür. Ganz einfach nur auf die 4 weißen Wände von meinem Spitalbett aus starren, die mich umgaben in dem unerschütterlichen Bewusstsein, dass es immer noch schlimmer werden konnte, aber auch besser und um die nächste Ecke vielleicht doch ein Eimer Sorglosigkeit auf mich wartete.
Aber egal was auch passiert, darf man nur nie die treuesten Gefährten auf seinem Wege verlieren: Den Humor und sich selber.
Erst wenn das passiert, hat man wirklich verloren.

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