Es gibt Gefühle, die sind einfach herrlich.
Man wünscht sie sich am Liebsten ein Leben lang und täglich unendlich viele davon. Vor lauter Glückshormonen auf rosa Wolken gleiten und seine herrlichen Gedanken der ganzen Welt mitteilen. Das Leben ist wunderschön, man bekommt einfach nicht genug davon und so soll es dann auch auf ewig weitergehen.
Hätte der raffinierte Erfinder dieser Welt es nicht anders vorgesehen.
Gäbe es nämlich nicht diese anderen, negativen Gefühle nicht, die uns tief im Inneren erzittern ließen, so könnten wir gar nicht diese Freude verspüren, wenn uns plötzlich nach Leid und Trauer endlich wieder Liebes- und Glücksgefühle berührten.
Ohne einmal richtigen Kummer und Schmerz ertragen zu haben, könnten wir gar nicht das grosse Glück und die Liebe ganz tief in unserem Herzen voller Dankbarkeit erleben. Je grösser das Unglück desto grösser scheint danach das Gefühl des Glücks.
So scheint es zumindest, ist es nicht so?
So gnadenlos ist das Konzept des Lebens und dies zu enträtseln, daran versuchten sich schon so manche klugen Köpfe auf unserer Welt vergebens.
Trauer, Wut, Verzweiflung, Kummer. Freude, Liebe, Hoffnung, Mut.
Alle Gefühle kannte ich nur allzu gut.
Nur ein Gefühl, das war mir bis anhin noch ziemlich neu und sollte mich nun auf Schritt und Tritt verfolgen. Was ich auch tat, ich wurde es nicht los.
Ich konnte es nicht abschütteln, so sehr ich auch bat. Es hatte sich wie ein Schleier über mich gelegt. Manchmal nur ganz fein, wie Morgentau auf einem Blütenblatt. Manchmal jedoch wie ein dicker, schwerer Mantel, als überdimensionaler Ballast.
Es war die Angst.
Woher sie kam, das wusste ich, doch vertreiben ließ sie sich mit dem bloßen Wissen des Ursprungs trotzdem nicht. Das Leben blieb plötzlich für mich stehen, doch ich wollte weitergehen und nicht kostbare Zeit vergeuden mit endlosen Tagen gefüllt ohne Leben. Weiter streben wollte ich nach so viel mehr, wünschte es mir vielleicht ein bisschen zu sehr.
Mein Lachen und meinen Sarkasmus, meine Liebe zu der Natur hatte ich nie verloren, doch etwas Anderes war neu in mir geboren.
Zwei Arten von Angst, mit denen machte ich Bekanntschaft. Die eine war gut, das hatte die Evolution wohl so vorgesehen, denn sie war mein lebensrettender Antrieb, als mein Kopf plötzlich versagte. Es war die beflügelnde Angst und sie trug mich durch die schlimmsten Zeiten.
Angst macht Angst doch braucht man sie auch. Ohne sie gibt man das Leben auf.
Ohne sie wäre das Zebra leichte Beute. Ohne sie wäre ich nicht die von heute. Ohne sie gäbe es kein Adrenalin.
Doch dann gibt es noch eine zweite Angst. Sie kam, nachdem ich bereits so viel Adrenalin hatte, bis ich mich fühlte wie eine überdosierte Laborratte. Es war die lähmende Angst, doch diese verlieh mir gewiss keine Flügel.
Wenn man plötzlich im Schock erstarrt, weil man realisiert, was wirklich mit einem passiert, man so unendlich müde und ausgelaugt ist und das Ziel nach einem neuen Anfang einfach niemals erreichbar scheint. Alle Versuche, das alte Ich zu finden, für immer vergebens scheinen und die Ängste den Kampf gewonnen zu haben scheinen.
Was soll man machen, wenn das passiert?
Das neue Leben akzeptieren und die Ängste verjagen. Sein Schicksal ertragen und die Angst ersetzen, mit Hoffnung und Mut und erhobenem Haupt.
Das Leben ist eine Achterbahnfahrt und das Ticket für die Fahrt, das gibt es geschenkt. Man darf sich auch mal gehen lassen und sich ab und an in seiner Schwäche suhlen.
Doch dann muss man wieder Pläne machen und auch wenn alles noch so ausweglos scheint, täglich wieder Gründe finden, mindestens einmal herzhaft zu lachen, denn auch Ängste sind nur kleine, harmlose Gespenster.
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